„Das Salz der Erde“ und der Katalog „Genesis“ – Material zu SEBASTIÃO SALGADO

Porträt eines hoffenden Künstlers: Wim Wenders Doku „Das Salz der Erde“

„Salgado macht Bilder von Menschen, denn die sind das Salz der Erde“, erklärt Wenders den Titel seines Films. Die erstaunlich spannende und berührende Dokumentation wurde für den Oscar nominiert und liegt jetzt auch als DVD (NFP) vor.

„Ich wollte herausfinden, warum dieser Fotograf seit vielen Jahren so einen starken Eindruck auf mich macht“, sagt Wim Wenders über seine Dokumentation „Das Salz der Erde“. Der 1944 in São Paulo geborene und aufgewachsene Salgado hatte eine Karriere als Wirtschaftswissenschaftler vor sich, aber seit seinem 26. Lebensjahr widmete er sich ausschließlich der Fotografie. Zunächst reiste er durch die USA, später häufig durch Südamerika, und fotografierte ausgebeutete, am Rand der Gesellschaft lebende Menschen. „Das Leben, das er gesehen hatte, veränderte ihn, seine Fotografien bekamen eine andere Bedeutung“, berichtet Wenders.

Salgado dokumentierte mit seiner eigenartigen schwarz-weißen Fototechnik jahrzehntelang das Leid hungernder, vertriebener oder sterbender Menschen in Mali, Ruanda und anderen Ländern…

Seine Bilder rüttelten die Welt auf, aber irgendwann war er ausgebrannt: „Meine Seele wurde krank. Ich hatte jede Hoffnung auf eine Zukunft für die Menschheit verloren“, sagt er im Film. Auch als Zuschauer lässt sich das abgelichtete Grauen irgendwann kaum mehr aushalten.

Doch dann veränderte sich Salgados Leben – und auch der Film bekommt eine positive Wendung. Zusammen mit seiner Frau begann der Fotograf Millionen kleiner Bäume in seiner brasilianischen Heimat anzupflanzen und einen kaputten Landstrich wieder zu beleben: „Die Zerstörung der Welt ist umkehrbar“, lautet seine Botschaft. Schließlich machte er sich noch mehrmals auf, um ganz optimistisch mit „Genesis“ eine Liebeserklärung an die Schönheit unserer Welt zu schaffen.

DVD „Das Salz der Erde“ 15 – 20 €

„GENESIS“ im prächtigen Katalog

Zur Berliner Ausstellung ist ein Katalog mit großformatigen Aufnahmen erschienen. Eine Empfehlung.

Auf einem dunklen Nachtbild sind undeutlich einige Brillenkaimane zu erkennen, im Hintergrund leuchten zahllose Augenpaare dieser Krokodilart. Neben dem Foto erläutert eine Tafel, dass in dem brasilianischen Sumpfgebiet Pantanal, dem größten der Erde, mehr als zehn Millionen dieser Kaimane leben.

Jede Fotografie der Berliner Ausstellung wird ausführlich erklärt, doch alle diese Erklärungen lassen sich bei einem Besuch der Galerie gar nicht erfassen. Dazu bietet sich der großformatige Katalog an. Er enthält chronologisch sämtliche, oft auf Doppelseiten gedruckte Fotos der Ausstellung sowie alle erklärenden Begleittexte – und hinterlassen einen starken Eindruck. Denn Salgados Fotografien sind nicht nur zum Staunen, sondern erweitern auch die Wahrnehmung.

In seiner Einleitung macht er das Motiv seiner späteren Reisen deutlich, und erklärt, warum er die Schönheit der Erde erforscht, anstatt sie anzuprangern: „Wir nannten das Projekt Genesis’, denn wir wollten in der Zeit rückwärtsgehen.“ Darüberhinaus beschreibt der Brasilianer in dem Band auch liebevoll und engagiert die Besonderheiten der fünf verschiedenen, von ihm bereisten Gegenden der Welt. „Meine früheren Projekte waren Reisen durch die Irrungen und Wirrungen der Menschheit. Dieses hier ist meine Hommage an die Natur“, erklärt der Fotokünstler.

Sebastião Salgado: Genesis. 580 Seiten. 49,99 Euro.