Sara Nowotny (44) kennt man vielleicht als Mediengestalterin, als Sängerin ist sie jedoch weitaus prominenter. Jahrelang coverte sie Blues- und Soulmusik mit der Band „Good News“ und tourte in Osthessen.
Wir treffen sie im neuem Tonstudio von TAPP, in dem sie mit ihrer Band „BLACK owl“ sechs Stücke aufnimmt. Live präsentierte die Gruppe ihre Songs bereits bei „Rock am Hinkelhof“ im Juli. Ganz in schwarz steht die Sängerin vor dem Mikro, konzentriert sich, schließt die Augen. Die Gitarre beginnt düster, das Schlagzeug setzt ein. Sara wird ganz Stimme und intoniert mit großer Präsenz: „My unfulfilled desires / Pile up high to the sky“ (meine unerfüllten Wünsche / türmen sich bis zum Himmel). Ihre Stimme hat ein dunkles Timbre, der Gesang ist klarer und reifer als früher.
Dieser neue Titel „Goodbye Lullaby“ ist ein Klagelied voller Sehnsucht, auch die weiteren, meist elegischen Songs trägt sie ungekünstelt und eindringlich vor. Selbst wenn man englische Texte nicht gleich völlig versteht, erzeugen die Moll-Klänge und Saras Stimme Gänsehaut… Man fühlt, das wovon sie singt, hat sie wirklich erlebt.
Trostlos sind ihre Texte nicht, denn man spürt die Power ihrer Kämpfe mit den Unbilden des Lebens: Die Sängerin musste – oder wollte – einige heftige Brüche in der Musik verarbeiten. Man kann nicht alle Erlebnisse ausbreiten, aber einige sind schon bemerkenswert: Sara lernte als Kind zahlreiche Instrumente, später begann sie in Bands zu singen. Mit 21 Jahren bekam sie durch zwei Musiker aus Schlüchtern diverse erfolgreiche Kontakte: Eine Plattenfirma bot ihr einen Vertrag an, für eine TV-Serie sang sie den Titelsong, ihre Coverversion eines Hits von Yazoo kam in die UK-Dance-Charts.
Für dieses Stück forderten ihre Unterstützer, sie solle sich vier Jahre jünger ausgeben und Performance-Tanz im engen Negligé zum Vollplayback des Songs machen. Das lehnte sie ab: „Da verpflichteten sie ohne mein Wissen eine junge Sängerin, die bei TV-Auftritten zu meiner Stimme die Lippen bewegte.“ Doch zum endgültigen Bruch kam es, weil der damalige Produzent darauf bestand, finanziell und entscheidungsmäßig in den IHR angebotenen Plattenvertrag eingebunden zu werden. „Also ab da war ich raus aus der Musik!“
Sie begann eine Ausbildung als Mediengestalterin, in der sie alle Elemente des Web- und Print-Designs lernte. Direkt nach der Ausbildung machte sie sich selbständig. Acht Jahre später erkrankte sie schwer, konnte zwei Jahre lang nicht mehr arbeiten, holte jedoch das Abitur nach – und begann ein Jurastudium:
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