„Das Fernsehen auf der Berlinale?“ Blog (7) 12. Februar

Entweder Du holst mich hier raus oder ich hole Dich rein“, droht im Knast der verhaftete Kommissar Blochin (Jürgen Vogel) seinem Kollegen. So offen endet der erste Teil der spannenden neuen TV-Serie „Blochin“. Zur Premiere auf der Berlinale (!) hatte Kinoregisseur Matthias Glasner („Gnade“) seinen Lieblingsakteur Vogel und zahlreiche weitere bekannte Schauspieler mitgebracht.
Kommissar Blochin war früher tief in die organisierte Kriminalität verstrickt und kennt immer noch zahllose Gangster. Nun führt er mit seiner MS-kranken Frau und Tochter ein neues Leben, bis ihn die Vergangenheit einholt. „Blochin“ sollte im ZDF eigentlich eine jeweils 90-minütige, in sich abgeschlossene Reihe werden – wie etwa „Bella Block“. „Aber dann war der Sender mutig genug, daraus eine Serie zu entwickeln“, freut sich Glasner. „Es wird nicht so viel ermittelt, die Figuren  verändern sich im Laufe der Zeit.“
Der erste, auf dem Festival präsentierte Teil ist mutig und experimentell erzählt, er ähnelt eher dem französischen Film Noir als manchem „Tatort“ mit dessen dröger Ermittlungsarbeit. Düstere Bilder, eine unrealistische Handlung – wie kann ein ehemaliger Verbrecher Kommissar werden? Beschwerden der Polizei und der Zuschauer sind zu erwarten, wie seinerzeit bei Dominik Grafs grandioser, aber gefloppter Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ bei der ARD. Glasner ist dennoch euphorisch: „Im deutschen Fernsehen herrscht Aufbruchstimmung, es kündigt sich ein schönes neues Zeitalter an!“

Seit 2014 zeigt die Berlinale in einer eigenen kleinen Sparte TV-Serien. Das Ziel ist wohl nicht, im digitalen Zeitalter das oft totgesagte Kino zu retten. Eher scheint es, als wolle das Fernsehen auf dem Festival beweisen, dass es auch Aufregendes und Neues entwickeln kann. „Blochin“ ist durchaus leinwandtauglich, aber der Termin für den Serienstart ist noch ungewiss.

Foto (c) ZDF: Serienfoto aus „Blochin“