„Dawei! Dawei! Die Russen kommen“, hieß es am Wochenende im Bergrestaurant in Hutten-Heiligenborn. Die vierköpfige Combo „Apparatschik“ ließ es am Heiligenborn mächtig krachen und trieb fast alle Besucher auf die Tanzfläche.
Die Berliner VolXmusiker, wie sich selbst nennen, kamen recht verwegen daher. Einige trugen militärische Kleidung, guckten grimmig und brachten allerlei seltsame Instrumente mit: Eine riesige Kontrabass-Balalaika, ein Knopfakkordeon, andere hier unbekannte Zupfinstrumente. Damit boten sie einerseits Klänge dar, die wohl ihre Wurzeln in der „großrussischen“ Folklore haben. Andererseits schufen sie mit klassischem Schlagzeug und dem wuchtigen Bass einen gnadenlos in die Beine fahrenden Grundrhythmus, den man getrost dem Genre „Bass ’n Drums“ zuordnen darf.
Dazu sangen die Musikanten kehlige Lieder in Russisch, Ukrainisch oder anderen bei uns selten zu hörenden Sprachen aus der ehemaligen Sowjetunion. Mit der fühlen sie sich kulturell – heftig augenzwinkernd – verbunden: „Taiga Tunes & Soviet Grooves“ verkündete, etwas unübersetzbar, ihr Plakat im Hintergrund. Bei den Darbietungen gab es auch Ska- und Reggae-Anklänge sowie einige Balladen, etwa den französischen Chanson „Natalie“ oder das herzerweichende „Kamuschka“.
Seit bereits einem Vierteljahrhundert gibt es diese Gruppe schon, die sich in Berlin zusammenfand, normalerweise musiziert sie in größeren Hallen. Doch der Auftritt in der Clubatmosphäre des Bergrestaurant schien dem Quartett mächtig Spaß zu machen – Matrosov, Mischa, Pasha und Udarnik witzelten herum, trieben sich gegenseitig zum schnelleren Spiel an, rockten gegen den Rhythmus oder improvisierten hohe, schrille Töne auf ihren seltsamen Zupfinstrumenten.
Anfangs waren die sehr vielen Zuhörer noch etwas verhalten, aber ohne große Animation durch die „Apparatschiks“ begannen sie zu klatschen, mitzusingen (!) und vor allem zu tanzen. Freundlicherweise hatten die Veranstalter die Tanzfläche freigeräumt, so dass die Band sich als „Dance Party Committee“ (Plakat), frei übersetzt als Parteiausschuss zum Tanzen, entfalten konnte. „Demnächst wird die Gruppe noch einmal wiederkommen“, freute sich die heftig mittanzende Veranstalterin Gisela Petsch.
FOTO Hanswerner Kruse: Die „Apparatschik“ auf der Bergbühne
Infos und Musikbeispiele: http://www.apparatschik.com