„Das Verschwinden“ – zur Mini-Serie der ARD

An vier Abenden zeigt die ARD die Miniserie „Das Verschwinden“

„Das kann nicht sein“, ist ein Satz den man oft in der vierteiligen Miniserie der ARD hört. Janine (Elisa Schlott), die volljährige, selbständig lebende Tochter Michelles (Julia Jentsch) ist plötzlich spurlos verschwunden. „Das kann nicht sein“, beschwichtigt die Polizei ihre Mutter, doch Michelle findet sich nicht damit ab und macht sich selbst auf die Suche. Zunächst bekommt sie heraus, dass Janine mit zwei Freundinnen das üble Rauschgift Christel Meth verkaufen wollte. „Das kann nicht sein, behaupten natürlich deren Eltern.

Zunächst denkt man, dass die erwachsen gewordenen Pubertiere es ein wenig übertreiben mit ihrer Verweigerung. Doch dann beginnt eine Odyssee Michelles, die sie tief in den Sumpf des Drogenhandels an der tschechischen Grenze führt. Gleichzeitig kommen durch die suchende Mutter üble Abgründe in der heilen Welt des kleinen bayrischen Grenzorts ans Licht. „Das Verschwinden“ ist ein spannender Krimi und zugleich ein gesellschaftskritischer Beziehungsfilm.

Der vielfach ausgezeichnete Filmemacher Hans-Christian Schmid („Requiem“, „Was bleibt“) wandte sich an die ARD, um aus der wahren Begebenheit eine Serie zu machen: „Ich war einfach neugierig, wie sich eine Geschichte erzählen lässt, wenn man sechs statt eineinhalb Stunden Zeit dafür hat“, sagte er. Mit Julia Jentsch, die in nachdenklichen Arthaus-Filmen spielte („24 Wochen“), aber auch spannende Krimis kann („Kommissar Marthaler“), ist die Hauptrolle großartig besetzt. Mit ihrem engagierten und doch behutsamen Spiel, verkörpert sie – die Alleinerziehende mit noch einem kleinen Kind – einfach großartig. Für die Filmschauspielerin Jentsch war die Arbeit in einer TV-Serie interessantes Neuland, wie sie uns im Interview in Berlin erklärte.

„Das Verschwinden“ am 22., 29., 30. und 31. Oktober jeweils um 21.45 Uhr mit 90 Minuten in der ARD, danach mit acht x 45 Minuten in den Dritten Programmen .

KOMMENTAR: Der Umweg über Amerika – TV-Serien in Deutschland

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In den letzten Jahrzehnten wurden im öffentlich-rechtlichen Fernsehen beachtliche TV-Serien gezeigt. Man denke an Rainer Werner Fassbinders aufmüpfige TV-Revolte „Acht Stunden sind kein Tag“ (1972), die wegweisende Heimat-Trilogie von Edgar Reitz in den 1980er-Jahren oder Dominik Grafs cineastisches Meisterwerk „Im Angesicht des Verbrechens“ (2010). Deshalb ist der derzeitige Rummel um US-amerikanische Serien, die von anspruchslosen Kids, beflissenen Erwachsenen, blasierten Intellektuellen oder müden Kinogängern gemacht wird, nicht recht verständlich: Alle großartigen Eigenschaften amerikanischer Serien wurden längst in deutschen Produktionen durchgespielt. Aber man kann sich freuen, dass Serienproduktionen im Öffentlich-rechtlichen dadurch weiter angekurbelt und hoffentlich auch mal von den amerikanisch angehauchten Serienfans wahrgenommen werden.

Interview mit Julia Jentsch

FOTOs © ARD Degeto Filmproduktion