„Eine letzte Reise“

Mühselig schieben zwei jüngere Männer einen orangefarbenen R4 über die französische Grenze, drinnen sitzt ein sehr alter Mann, der versonnen vor sich hinlächelt.

Das war nicht immer so, der schwedische Lehrer Lars Hammar hatte sich sehr auf die Zeit nach seiner Pensionierung gefreut. Jedoch der Sprung in das neue Leben gelang ihm nicht, bald verlor er seine Lebensfreude, wurde schließlich depressiv – und hatte mit 80 Jahren eigentlich Schluss mit der Welt gemacht. In Rückblenden erleben wir ihn in der Schule als liebevollen Pädagogen und seine fröhliche Verabschiedung.

Eines Tages besorgen sein Sohn Filip und dessen Freund Fredrik einen alten, unglaublich laut knatternden R4, den sie wieder aufmöbeln. Sie überreden den alten Mann, mit ihnen eine Reise nach Frankreich zu unternehmen, denn so ein Auto hatte Lars als er noch jung war. Ständig fuhr er mit seiner Frau und den zwei Kindern (eins war Filip) in den Ferien nach Frankreich und verbrachte dort die Ferien. In den Film eingeblendete, wacklige Super-8-Streifen erinnern an diese Zeit. Filip sucht auf dem Dachboden nach alten Bildern, Kassetten und dem dazugehörigen Rekorder.

Als er (nach einer Film-Viertelstunde) endlich mit dem R4 vor dem Haus steht, wird sein Vater ganz weich und meint: „Was für ein Abenteuer! Ja, das ist meine letzte Reise.“ Doch bereits in Malmö stürzt er nachts im Hotel, verletzt sich und muss ins Krankenhaus. Währenddessen versuchen die beiden Freunde in Brüssel Fotos von Jaques Brel zu besorgen, seine Gesänge schallen durchs Krankenhaus und erinnern Lars an seinen 49. Geburtstag.

Ein Taxi bringt den alten Herrn nach einigen Tagen an die Grenze, da der R4 herumzickt, müssen die Jungs ihn drüber schieben. Die französische Sprache und Calvados aus Pappbechern helfen Lars seine verschütteten Erinnerungen wiederzubeleben. Schließlich werden noch Schauspieler engagiert, die vor einem Café typisch französische Autoszenen inszenieren und Lars meint: „Alles ist unverändert wie früher, nur ich bin anders geworden.“ Schließlich treffen die Drei noch alte Bekannte von früher und Lars versucht (wieder) Ratatouille für sie zu kochen. Denn das konnte er einst besonders gut, braucht jetzt aber Hilfe beim Gemüseschneiden und Kochen. Gemeinsam hören alle die Erinnerungen vom Kassettenrekorder.

Und dann ist der Film auch schon aus…

Glücklich und voller Erinnerungen fährt der alte Mann in seine schwedische Heimat zurück. „Eine letzte Reise“ ist kein spektakulärer Film, sondern wird sehr, sehr langsam und detailliert erzählt. Doch das zieht uns Zuschauende tief in ihn hinein, mit den beiden Jungs freuen wir uns, wie es ihnen geling Lars quasi wieder zum Leben zu erwecken. Die Reise mobilisiert seine Erinnerungen, die Depression schwindet. Oft strahlt Lars, wird aber auch schnell müde. Doch er spürt, dass er ein erfülltes und intensives Leben hatte und kehrt gerne nach Hause zurück.

Der Streifen erzählt einfach eine schöne, einfühlsame und warmherzige Geschichte und ist eine gute Anregung, noch einmal einst geliebte Orte selbst zu besuchen, um ohne Nostalgie die Erinnerungen aufzufrischen. Was hat man nicht alles in seinem Leben erlebt? Das fragt man sich auch nach dem Kinobesuch und ist zufrieden.

Und die größte Überraschung, die ich erst beim Schreiben dieser Zeilen aus dem Presseheft erfahre, ist, dass dieser sehenswerte Film eine Dokumentation ist. Regisseur Filip Hammar ist tatsächlich der Sohn des wirklichen Lars Hammar und der Freund von Fredrik Wikingsson. Und seine Mutter kommt auch noch in dem Film vor.

„Eine letzte Reise“, Schweden 2024, 94 Minuten, ohne Altersbeschränkung, Filmstart 24.4.2025
Regie Filip Hammar mit Lars Hammar, Filip Hammar, Fredrik Wikingsson und Tina Hammar.

Foto:
© Universal Pictures International Germany