„Mein Weg“ – Werkschau des Metallbildhauers Ulrich Barnickel in der Kunststation Kleinsassen (Teil II)

„Weg der Hoffnung“

„Das muss jemand gemacht haben, der sehr religiös ist“, meinte eine Besucherin beim Anblick der 14 Figurengruppen auf dem ehemaligen „Todesstreifen“ der Grenze zur DDR. Tatsächlich bezeichnet sich Barnickel auch als religiösen aber nicht frömmelnden Menschen oder eifrigen Kirchgänger. „Der Weg der Hoffnung“, den der Bildhauer in fast vierjähriger Arbeit bis 2010 neben der Gedenkstätte „Point Alpha“ schuf, ist der vorläufige Höhepunkt seines künstlerischen Wegs: Darin hat er alle formalen und ausdrucksstarken Elemente seiner Kunst vereinigt.

Barnickels Passionsweg benennt die traditionellen Stationen des christlichen Kreuzwegs um, aus „Jesus fällt zum dritten Mal“ wird beispielsweise „Erniedrigung“. Materialzitate verweisen auf den historischen Bezug: Eine Geschosshülse, ein Helm der DDR-Armee, Hammer und Zirkel als Insignien der Macht. „Hier habe ich einen gehörigen Teil meiner eigenen Geschichte und Befindlichkeit eingearbeitet“, sagt der Künstler. Doch trotz der christlichen, zeitgeschichtlichen und persönlichen Bezüge werden die Stationen zu allgemein menschlichen und urreligiösen Archetypen.

„Zentraleuropa ist christlich geprägt“, meint Barnickel, „wir besitzen Werte, nach denen müssen wir nicht suchen. Wir brauchen den Glauben, vor allem an den Menschen und das Gute.“ Ausdrücklich verweist er auf die christlichen Tugenden „Glaube, Liebe, Hoffnung“ als menschliche Grundhaltung. Die „Hoffnung“ steht als offenes Skulpturenensemble am Ende des 1,4 km langen Passionswegs.

Sanddünen und Tellerlippen – SEBASTIÃO SALGADO erforscht entlegene Weltgegenden und ihre Bewohner

Sebastião Salgado zeigt Eisberge, Sanddünen und den tiefen Dschungel. Mit seinen Fotografien macht der 71-Jährige die fragile Schönheit der Erde auf einzigartige Weise bewusst. Unter dem Titel „Genesis“ präsentiert die Berliner Ausstellungshalle c/o derzeit 245 großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien des brasilianischen Ausnahmekünstlers.

Die Bilder zeigen mächtige skulpturale Eisberge, die wie finstere Schlösser wirken, oder seltsame Wimmelbilder mit Tausenden von Pinguinen, in archaisch anmutenden Eislandschaften. Ihre einzigartige Ästhetik zieht den Betrachter förmlich in die Ausstellung hinein. Staunend kann man unberührte Landschaften und unbekannte Tiere erleben, schließlich auch indigene Menschen mit eigenartigem Aussehen und sonderbaren Verhaltensweisen. Sebastião Salgados Fotografien erschließen weitgehend unbekannte und von der Zivilisation verschonte Flecken der Welt. Acht Jahre lang bereiste der durch seine Flüchtlingsbilder bekannt gewordene Sozialfotograf entlegene Gebiete in allen Erdteilen – oft mit Faltboot, Fesselballon oder zu Fuß.

Das Magnum-Mitglied fotografiert seit den 1970ern bis heute ausschließlich schwarzweiß. Die Arbeiten seines jüngsten, seit 2004 entwickelten Zyklus’ „Genesis“ sind überaus kontrastreich. Gerade die Sanddünen oder faszinierenden Bodenformationen wirken deshalb grafisch wie Holzschnitte oder Radierungen. Die von ihm abgelichteten Tiere, gelegentlich auch die Menschen, scheinen auf steinernen, eisigen oder floralen Hintergründen oft mit der Natur zu verschmelzen: Weiterlesen

Nachlese zum LAND ART FESTIVAL des KulturWerks in Osthessen (Hutten Heiligenborn)

Als das dritte Land Art Festival zu Ende ging, begann es fürchterlich zu regnen, wieder einmal hatten die KulturWerker in Osthessen mit dem Wetter großes Glück gehabt. Aber auch ansonsten war „Kunst in der Natur“, der Huttener Teil des Kultursommers 2015 der Kreise Main-Kinzig und Fulda, ein großer Erfolg. Aber es waren nicht immer die spektakulären Objekte, etwa die Doppelskulptur des bekannten Bildhauers Ulrich Barnickel oder die fliegende Betonfrau Thomas Kippenbergs, welche die vielen Hundert Besucher begeisterten.

Manche vergnügten sich eher bei den unterhaltsamen Führungen über den Kunst-Parcours, die von Tanzdarbietungen unterbrochen wurden, oder erfreuten sich an den vielen, im Wald oder in Gebüschen versteckten Objekten: Den Holzskulpturen von Martin Kohlhepp und Norbert Blücher oder die riesige Maske von Thomas Kippenberg. Lebhafte Aktionen, wie die Tänze zur norwegischen Polka, wechselten mit einer ruhigen Baummediation oder der Kräuterführung. „Selten war das Festival so abwechslungsreich wie in diesem Jahr“, freute sich eine Besucherin.

Die Naturschutzbehörde hatte strenge Auflagen gemacht und der Besitzer von einigen Wiesen wollte in diesem Jahr mal keine Kunst darauf sehen. Deshalb stand erheblich weniger Raum zur Verfügung, als bei den letzten Festivals, es wurde enger:

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„Mit Polizeischutz habe ich noch nie gearbeitet“ – Urban Priol zur Werkschau von Greser & Lenz in Hanau

In Hanau wurde am Samstag die Werkschau „Das ist doch wohl ein Witz“ der Aschaffenburger Karikaturisten Greser & Lenz eröffnet und ihnen der Emil-Grimm-Preis verliehen.

Mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten in kugelsicheren Westen haben das Schloss Philippsruhe umstellt, die nahe gelegenen Parkplätze sind gesperrt. Kabarettist Urban Priol, der die Laudatio für seine Freunde Greser & Lenz hält, freut sich im weißen Saal des Schlosses: „Unter Polizeischutz habe ich noch nie gespielt. Und dann die Lamborghinis schon als Fluchtfahrzeuge vor der Tür… wow!“

Im besten Hessisch schweift er immer wieder ab, erinnert an die gemeinsame Studienzeiten im Würzburg der 80er Jahre oder lobt die weltoffene Metropole Hanau: „Wo sonst in dieser Republik gibt es Bahnsteige von 106 bis 108?“ Der aufgekratzte Komiker wirkt in seinem roten, großkarierten Hemd wie der Spießer auf dem Aufstellungsplakat, der alles verbieten will und den er dem Publikum häufig mit Volkes Stimme vorzeigt: „…Greser un’ Lenz des sin’ doch de’ doppelte Schmierfink’n…“

Bissiges sagt er zu den „Sympathisanten der linken Karikaturisten in Paris, bei denen selbst die NPD nicht zurückstehen möchte.“ Weiterlesen

„Wir haben unsere Zeichentische nach Mekka ausgerichtet…“ Die Karikaturisten Greser & Lenz in Hanau

Im Schloss Philippsruhe begann am Samstag wie geplant die Werkschau der Karikaturisten Greser & Lenz. Für kurze Zeit war die Durchführung dieser Ausstellung gefährdet, denn das Hanauer Kulturamt hatte Bedenken, weil eine Mohammed-Karikatur (siehe Bild) gezeigt wird.

Doch eine peinliche Provinzposse wurde abgewendet, Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sprach schnell ein Machtwort und fand Sponsoren für die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen. Nach Körperkontrollen der Security beginnt nun der Eintritt in die Ausstellung durch einen Nebeneingang des Schlosses, in dessen Nähe Polizei stationiert ist. Man fühlt sich wie in einem Cartoon der beiden Zeichner, die einmal meinten: „Jeder Krieg hat seine Opfer, das Gleiche gilt für einen guten Witz!“

Greser & Lenz sind keine Islamophobiker oder Gotteslästerer, die religionskritischen Blätter sind nur ein winziger Teil ihres Oeuvres. Aber von ihren Arbeiten fühlt sich immer irgendjemand betroffen: „Man sollte ALLES verbieten“, grummelt deshalb wohl ein verknautschter Spießer auf dem Ausstellungs-Plakat. Die Zeichenkünstler sind Provokateure im ursprünglichen Sinn des Wortes, sie wollen etwas „hervorrufen“… Weiterlesen

Kunstspaziergang durch Istanbul

Istanbul bietet nicht nur orientalisches Flair in der Hagia Sophia, den Gärten der Sultane oder im Großen Basar, sondern auch eine interessante, moderne Kunstszene.

Auf der Istiklai Caddesi, der mondänen Einkaufsstraße, drängeln sich täglich unzählige Menschen. Bereits hier lockt der Raum für Kunst ARTER derzeit mit provozierenden Kunstwerken aus Süd-Ost-Asien: Unechte erotische Geldscheine, klassische chinesische Bodenvasen mit aufgemalten Kanonen, Blechkronen aus recycelten Dosen oder Fantasieuniformen mit absonderlichen Orden. Auf fünf Etagen inszeniert die private Stiftung Koç seit 2010 wechselnde Ausstellungen.

Auch das Museum Istanbul Modern wird hauptsächlich von einem Mäzen unterstützt. Hinter einer Moschee liegt die ehemalige Lagerhalle mit 8.000 qm Ausstellungsfläche direkt am Bosporus. Seit 2004 wird in der oberen Etage mit „Geçmiş ve Gelecek“ (Vergangenheit und Zukunft) eine dauerhafte, spektakuläre Mischung türkischer und internationaler Kunst präsentiert. Weiterlesen