„Lebensformen“

Gisela Eichhardt ist eine der drei neuen Ausstellerinnen in der Kunststation Kleinsassen/Rhön

Kaum war in Kleinsassen die Kunstwoche vorbei, begannen bereits eine Woche später in der Kunststation drei neue Ausstellungen. Bewusst hielt die Station die große Papierausstellung bis zum Ende des Festivals geöffnet und beteiligte sich mit Workshops und Aktionen.

Im Folgenden stellen wir Gisela Eichhardt als erste der Ausstellenden mit ihren „Lebensformen“ (Titel) vor. Gleich beim Betreten ihres Saals begegnet man zwei großen, halbwegs realistischen Holzfiguren. Zunächst stößt man auf die „Braut“, die angesichts ihrer Hochzeit eher nachdenklich, bedrückt und in sich gekehrt wirkt. Etwas weiter steht der Doppelkopf „Zusammen allein“. Er könnte siamesische Zwillinge oder ein eng verbundenes Pärchen darstellen, aber auch das widersprüchliche Innere einer Person. Hoffnung macht ein einzelner Flügel, der dieses hölzerne Werk optimistisch aufhellt.

Die weiteren menschlichen, meist weiblichen Skulpturen der Bildhauerin sind ebenfalls leicht naturalistisch ausgearbeitet und wirken genauso verschlossen und nachdenklich. Wichtig ist, um die Figuren herumzugehen, um deren Ausdruck und mögliche Gefühle zu erfassen. Einige sind Fragende: „Wohin“ heißen zwei Wesen, der Holzmann ist ein „Suchender“. Die Arbeitsspuren im Holz, die „Narben“, sowie die dezente Übermalung schaffen eine eher traumartige Anmutung der Geschöpfe. Manche Titel weisen zwar Wege, überlassen aber letztlich die Interpretation den Betrachtern.

Keinesfalls sind die hölzernen Bildhauereien Porträts realer Menschen. Stattdessen sehen sie so aus, als seien sie aus den Baumbildern gekommen, die sie an den Wänden als Bilderwald oder Waldbilder umgeben. Doch um die Skulpturen herum hängen keine Abbilder der Natur, sondern Abdrucke von Natur- und anderen Materialien, die lediglich wie eigenartige Bäume und fantastische Landschaften erscheinen.

Diese wald- und landschaftsartigen Objekte bilden die zweite Werkgruppe der Künstlerin und muten unwirklich, ja fantastisch an.

Weiterlesen

Wunderbar kuratiert

Drei neue Ausstellungen in der Kunststation Kleinsassen

Kaum war in Kleinsassen die Kunstwoche vorbei, begannen bereits am letzten Sonntag in der Kunststation drei neue Ausstellungen. Bewusst hatte die Station die Papierausstellung noch so lange geöffnet und war auch selbst mit Workshops und Aktionen an der Kunstwoche beteiligt.

Die Malerin Simone Distler nennt ihre Ausstellung „Resonanz“. Mit wilden Gesten und heftigen Bewegungen bringt sie ihre vermischte Acrylfarbe auf die Leinwände und schafft darauf ungegenständliche Gebilde. Obwohl abstrahiert, wirken sie dennoch wie ortlose Landschaften, kämpfende Riesenwesen oder Eisgebiete.

Gisela Eichardt begrüßt die Besucher in ihren „Lebensformen“ (Titel) mit Holzskulpturen, einem Zwillingspaar und einer Braut, es sind zwar realistische, aber doch sehr in sich gekehrte Wesen. Sie sehen so aus, als seien sie gerade den Bäumen entsprungen, die sie (an den Wänden) umgeben. Doch rundherum hängen keine Abbilder der Natur, sondern Hoch-Drucke von Natur- und anderen Materialien, die wie eigenartige Bäume und traumhafte Landschaften anmuten. 

Michal Fuchs ist die vielseitige Künstlerin, die sich im letzten Jahr an der documenta-kritischen Ausstellung „Make Friends AND Art“ in der Kunststation beteiligte. Für ihre Installation wurde sie mit dem Jurypreis ausgezeichnet und erhielt dafür ihre Einzelausstellung, die sie „Die Quadratur des Kreises“ nennt. Sie beschäftigt sich intensiv mit Prozessen in der Natur, die sie als Metaphern für gesellschaftliche Entwicklungen wahrnimmt oder die Modelle für menschliches Zusammenleben sein könnten.

Ich werde die Künstlerinnen mit einigem Abstand jeweils einzeln vorstellen. 

Service
Die drei Ausstellungen gehen noch bis zum 17. November 2024. Die Kunststation ist von dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Ab 31. Oktober gelten die reduzierten Winteröffnungszeiten.

Sämtliche Informationen unter www.kunststation-kleinsassen.de

Malereien zwischen Traum und Realität

In seiner Ausstellung „Scrubble“ im Studio der Kunststation in Kleinsassen/Rhön präsentiert Lukasz Huculak Malereien, die zwischen Realität und Traum changieren. Der Stipendiat des Via-Regia-Künstleraustauschs wird vier Wochen lang in Kleinsassen präsent sein, inmitten seiner Werke arbeiten und für Gespräche bereitstehen.

Dort hängen Bilder von undeutlichen, nicht bestimmbaren Räumen oder Landschaften in erdigen und sepiaartigen Farben. In diesen Orten agieren oft amorphe, unwirkliche Figuren, zuweilen in scheinbarer Bewegung. Selten gibt es auf den farblich zurückhaltenden Gemälden kleine bunte Klekse. Mit seinen Darstellungen schafft der Künstler eine abwechslungsreiche Balance zwischen fantasierten und erkennbaren Gebilden, zwischen Abstraktion und Wirklichkeit. Erst beim zweiten, dritten Blick kann man in seinen Gestalten oder in den Bildstrukturen Buchstaben erkennen. 

Deren Bedeutung ist nicht festgelegt. Huculak gibt keine zu lösenden Rätsel auf, auch wenn sich sein Titel „Scrubble“ auf das Wortspiel Scrabble bezieht. Sondern er spielt mit Bildern und Lettern, fordert die Betrachter auf, eigene Assoziationen und Allegorien zu entwickeln. Unter anderem werden die Buchstaben in seinen Werken von ihrer Funktion zur Vermittlung von Informationen befreit. Dadurch erinnern sie an Konkrete Poesie: Wörter und Buchstaben werden aus ihren sprachlichen Zusammenhängen gelöst und treten den Betrachtern „konkret“ gegenüber. In all seinen Arbeiten interessiert sich der Künstler für das Verhältnis von Schrift, Sprache und Bild – auch wissenschaftlich als Kunstprofessor in Breslau/Polen. Darin sieht er eines der wichtigsten Themen der zeitgenössischen Kunst.


Weiterlesen

Eine poetische Konfrontation von Wort und Bild

Im Studio der Kunststation Kleinsassen/Rhön präsentiert Albrecht Rosenstiel poetische Konfrontationen von Bildern und Worten. Seine Ausstellung heißt „Umgeblättert“ – und das ist wörtlich gemeint. Denn wie einst in den Papierstapeln des Fuldaer Künstlers Franz Erhardt Walther, dürfen auch hier die Besucher in seinen „Büchern“ herumblättern. Doch sie sind große Mappen auf wackeligen Drahtständern („um vorsichtig mit ihnen umzugehen“), in denen sich bebilderte Blätter, leere Bögen und beschriftete Seiten treffen. 

Links fragen gestempelte Buchstaben „wo“, „wo, wo“, rechts wabern eigenartige fragwürdige Köpfe. Oder die „Vision“ ist ein kleines Wesen mit einem riesigen rotierenden Kopf. „Entweder freunden sich die Worte mit den Bildern an“, meint der Künstler, „oder sie kämpfen miteinander.“ Drucke, Malereien und Zeichnungen illustrieren nicht die Begriffe, sondern paraphrasieren sie, also umschreiben sie bildhaft. Die Typografie seiner gestempelten Worte wirkt dabei mit: „Not“ stempelte er mit einem riesigen O, „Bedrängung“ steht senkrecht ganz am Rand des Blattes.

Seine Mappen stellt der Künstler, „vorwiegend nach optisch-ästhetischen Gesichtspunkten“ zusammen. Auch die in ihnen enthaltenen Wort-Bild-Paare sind assoziativ hintereinander angeordnet – beispielsweise folgen sukzessiv „Wo“, „Gedanke“, „Vision“, „Umwege“. Aus der Abfolge lassen sich zwar Erzählungen interpretieren, aber beabsichtigt ist das nicht. Im Gegenteil, der Künstler will keine eindeutigen Geschichten erzählen.

Thematisch geordneter sind des Künstlers Leporellos. „Waldgeflüster“ lockt uns mit gebundenen Papierbögen in den Wald. Seine eigenen Verse umschreiben die teils düsteren, teils lichten Gestaltungen: „Wenn zornige Winde / Ins Astwerk fahren / Folgt der Baum dem Rhythmus / Des Windes mit heftigem Schlagen…“


Die dritte, aus Collagen ohne Titel bestehende Werkgruppe, nennt Rosenstiel Palimpsest. Mit dem Titel bezieht er sich auf altertümliche wertvolle Papiere, die nach dem Abkratzen der Wörter neu beschriftet wurden. Seine Palimpseste sind alte Briefe, Dokumente, Zeitungen, die er collagiert, übermalt oder darauf zeichnet.

Weiterlesen

„Geschnitten. Gefaltet. Geformt – Papier!“ Ausstellung in der Kunststation Kleinsassen

In der aktuellen Ausstellung machen 18 renommierte Kunstschaffende die Bedeutung von Papier in der zeitgenössischen Kunst erfahrbar. Ausdrücklich geht es nicht um Papier als Bildträger oder um die Verbindung mit anderen Stoffen wie Holz oder Glas. Den Rundgang beginnt man im Entree zur Halle 1, denn hier wird rasch die Spannweite sichtbar, was künstlerisch mit und aus dem Material gestaltet werden kann: 

Entspannt begrüßen einen zwei Buddhas, die aus zusammen gepressten Katalogen herausgearbeitet wurden, es sind bildhauerische Objekte aus recyceltem Papier.

Eine lilafarbene Porträtskulptur aus geknuddeltem Japanpapier stellt die Künstlerin „Marina Abramowić“ dar. Die moderne Variante eines Scherenschnitts ist der „Wald 2“, mit mehreren Silhouetten übereinander in einem verglasten Kastenrahmen. Lediglich aus nur einem Aquarellkarton wurde der halbreliefartige „Treppenstreifen“ geknickt und gefaltet.


Hinter dem Eingangsbereich hängen zarte Zeichnungen mit Nadelstichen auf Papier oder weiße, aus Baumwolle oder Leinen geschöpfte Blätter mit winzigen bewussten Fehlern. Die Arbeiten sind derartig subtil, dass zunächst kaum erkennbar ist, was sie bedeuten. Doch dann folgen riesige Werke aus farbigem Papier auf andersfarbigem Papier, in Originalgröße von erkennbaren Dingen, ein „Porsche“ oder die „Gelbe Tonne“. Die realistischen – man darf sagen – Installationen, kontrastieren mit den konstruktiven Gebilden an der gegenüberliegenden Wand. Es sind Spiele mit den Möglichkeiten des Materials, sie symbolisieren nichts. Sie beinhalten allerdings „kubistisch“ anmutende, geometrische Formen der Alltagsgegenstände von gegenüber, wie die Reifen des Autos.


Im Nebenraum sind etliche dreidimensionale Fantasiewesen „Ohne Titel“ aus geschöpftem Papier, Farbpigmenten und Beize arrangiert. Auch diese fantastischen, zum Träumen anregende Figuren werden konfrontiert mit extrem strengen, offensichtlich mathematisch berechneten Schnittzeichnungen. 

Weiterlesen

In Vielfalt vereint – Studioausstellung EuropArt 

KLEINSASSEN von Hanswerner Kruse 

Anlässlich der nahenden Europawahl zeigt das Vonderau Museum die Fotoschau „Europa, Fulda und Ich“. Die Kunststation beteiligt sich am Thema mit ihrer Studioausstellung EuropArt.

Eine Mutter und ihr Kind schweben zwischen Traum und Wirklichkeit. Surreale Gestalten schaffen eine eigenartige Landschaft. Der Mann malt sich die Welt zurecht. Farbenfrohe abstrakte Kompositionen regen die Fantasien an. Sehr unterschiedliche Bilder in verschiedenen Stilen und mit diversen künstlerischen Mitteln hergestellt, sind derzeit im Studio der Kunststation zu sehen. 

Doch man erlebt hier kein beliebiges Sammelsurium vieler Kunstschaffender, sondern die Gemälde, Collagen und Zeichnungen sind von Kuratorin Elisabeth Heil so ausgewählt, dass sie harmonieren oder Kontraste bilden. Das sich einstellende Gefühl ist tatsächlich: „In Vielfalt vereint!“ Genau das will die Schau hervorrufen, denn jedes Objekt steht symbolisch für ein anderes europäisches Land. Fast alle EU-Staaten und einige Beitrittskandidaten sind dadurch hier vertreten.

Die große Überraschung: Alle Arbeiten sind aus der Artothek des Hauses, sie sind von europäischen Kunstschaffenden gestaltet und hier in den letzten Jahrzehnten ausgestellt worden. Die Station hat diese Objekte angekauft, sie können ausgeliehen oder erworben werden. Es sind nicht nur Einzelausstellungen, auf welche die Werke verweisen, sondern einige sind auch vor Ort in Austauschprogrammen entstanden. Etwa das verrätselte Bild der Finnin Milia Änäkkälä, in dem tatsächlich der Kleinsassener Kirchturm zu erkennen ist (Foto oben). 

Zur Schau „Zehn aus Wien“ reisten österreichische Kunst-Professoren und Meisterschüler an. Der Überblick europäischer Sinti-und Romakünstler ging anschließend um die Welt. Regelmäßig sind Stipendiaten der Via Regia hier zu Gast, das also per se ein europäisches Projekt ist. Denn die Via Regia verband schon sehr früh kulturell diverse Länder unseres Kontinents.

„Durch die ästhetische Vielfalt dieser Ausstellung, wird auch das europäische Profil der Kunststation deutlich“, freut sich Leiterin Monika Ebertowski im Gespräch.

Weiterlesen

Künstlergespräch in der Kunststation

„Klaus Schnei-der macht aus
sei-nen Hai-kus Kunst-Wer-ke
Spra-che wird zur Kunst“

Dies sind holprige, vom Verfasser erdachte Verse im japanischen Haiku-Stil. Haikus sind mittlerweile weltweit verbreitet, immer dreizeilig und bringen vorwiegend mit fünf/sieben/fünf Silben aktuelle Begebenheiten poetisch auf den Punkt. Oft sind sie auch philosophisch aufgeladen.

Der Frankfurter Künstler Klaus Schneider beschäftigt sich mit dem Zusammenhang oder der Differenz von Worten versus Bildender Kunst. In der Studio-Ausstellung „bei licht besehen“ (noch bis zum 7. April), präsentiert er Arbeiten, die das 17-zeilige Silbenschema der Haikus gleichsam in sicht- und fühlbare Kunstwerke transformieren.

Denn Malereien oder Skulpturen sind meist keine Symbole für etwas anderes, sondern als „präsentative Symbolisierungen“ (Susanne Langer) stehen sie für sich selbst. Durch ihre Betrachtung oder beim Anfühlen, kann sich die Bedeutung erschließen. Man muss sie im übertragenen Sinn „bei Licht besehen“, also intensiver wahrnehmen. Die Objekte vermitteln durch Farben, Formen, Strukturen eine unmittelbare, sinnliche und wörtlich: eindrucksvolle Erfahrung. Man kann die Haikus sehen! Gleichzeitig setzt Schneider manche Verse in Blindenschrift auf seine Werke, so dass man sie mit den Fingern fühlen könnte… Übertragen auf Partituren werden sie sogar für Musiker spielbar.

Der Wort- und Sprachkünstler Schneider kommt am 10. März 2024 ab 16 Uhr zum Künstlergespräch nach Kleinsassen, um seine Arbeiten vorzustellen. Die Umsetzung der Haikus in Musik übernimmt am Flügel Nigel Edwards. Der Eintritt zu allen Ausstellungen ist an diesem Tag frei.

Infos
„bei licht besehen“
Studioausstellung in der Kunststation Kleinsassen/Rhön
noch bis zum 7. April 2024
Die weiteren Ausstellung laufen
bis zum 28. April 2024
 www.kunststation-kleinsassen.de

Foto
Blick in die Studioausstellung
© Hanswerner Kruse 

Von Drahtwäldern bis fühlbaren Heikus

Ein Rundgang durch vier neue Ausstellungen in der Kunststation Kleinsassen / Rhön.
Heute geht es französisch zu“, begrüßte die Leiterin des Hauses Monika Ebertowski die vielen Gäste der Vernissage. „Les feuilles mortes“ („Die gestorbenen Blätter“) sang Sopranistin Verena Gass, am Flügel begleitet von Axel Daniel. Später folgten weitere Chansons, die sich auf die Ausstellungen bezogen.

Besonders freute sich darüber das französische Künstlerpaar Anne Eliayan und Christian Pic, das viele eigene Werke aus Arles – der Stadt Vincent van Goghs – mitbrachte. Seit 60 Jahren ist dieser Ort Fuldas Partnerstadt, seit 30 Jahren gibt es den Freundeskreis Arles-Fulda, der jetzt die Verbindung zur Kunststation unterstützt. „What’s the matter“ („Was ist los“) heißt die Schau – und es ist mächtig was los in ihren Räumen. Riesige seltsame Naturbilder empfangen den Besucher – etwa ein grellrotes Band, das sich durch eine wilde steinige Landschaft schlängelt, oder ein Baum der mit rotem Stoff umwickelt ist.

Im kleinen Saal verirren sich Figuren aus gefestigtem Zeitungspapier in Drahtwäldern. Hinter den Skulpturen sind Bildnisse seltsam karger, auf reines weiß reduzierte Bäume zu sehen. Am Ende der Ausstellung kann man Opfer unserer Konsumwelt erleben: sie stehen, wie Gekreuzigte mit ausgebreiteten Armen, auf Bergen von Uhren, Elektrogeräten oder Handys.

Den Objekten des Künstlerpaares liegen oft inszenierte und ausgedruckte Fotografien zugrunde. Diese werden später nachbearbeitet, erneut fotografiert und direkt auf Dibond-Platten gedruckt. So changieren die Werke technisch und ästhetisch zwischen Malerei und Fotografie. Die beiden trennen die Urheberschaft nicht, haben Spaß an der Zusammenarbeit – und das glaubt man ihnen, wenn sie begeistert von ihrem Schaffen erzählen. Zum Beispiel, wie Pic den 40 Kilo schweren Seidenballen durch das Tal schleppte. Das Duo setzt sich immer mit der Umwelt auseinander, sieht kritisch auf menschliche Spuren in der Natur oder ihrer Umgebung. Sie machen keine Öko-Propaganda, sondern die Objekte behalten immer ihren unwägbaren Rest, der uns eigene Assoziationen und Fantasien ermöglicht. Der Austausch von Kunstschaffenden aus dem Fuldaer Raum und Arles soll weiter fortgesetzt werden.

Weiterlesen

Unwirkliche magische Welten

Die Fotomontagen von Georg Küttinger wurden bereits im Bericht über den Rundgang durch die neuen Ausstellungen der Kunststation in Kleinsassen / Rhön vorgestellt. Der Künstler fotografiert Landschaften aus verschiedenen Perspektiven und zu unterschiedlichen Tageszeiten, dann fügt er Ausschnitte dieser Fotos zu neuen Landschaftsbildern zusammen: „landscapes:remixed.“

Der Arbeitsprozess seiner ersten Werkgruppe ist leicht nachvollziehbar, das Ergebnis spannend, weil er eine neue fotografische Realität der Straßen, Felsen oder Poller schafft. „Sie sind ein Tanz der verschiedenen Blicke auf die reale Landschaft vor dem inneren Auge“, meint die Leiterin der Kunststation Monika Ebertowski. Siehe Neues aus der Rhön.

Seine zweite Werkgruppe „Interferenzen“ in der Ausstellung ist schwieriger zu verstehen. Doch Küttinger kommt selbst – nach dem Ende der Betriebsferien – zum Künstlergespräch am 10. Dezember in die Kunststation. Vielleicht lief man achtlos oder nur mäßig interessiert an den gläsernen Mosaikobjekten vorbei. Doch wenn man sie länger betrachtet, den Kopf bewegt, hin- und hergeht, hoch- oder runterschaut entstehen kleine Farb- und Lichtspiele: Die „Interferenzen“.

Um diese physikalische Wirkung zu begreifen, benötigt man keinen gymnasialen Leistungskurs Physik. Die Künstliche Intelligenz (ChatGPT) erklärt sie recht einfach: „Stell dir vor, du wirfst einen Stein in einen Teich, und dann wirft jemand anders auch einen Stein hinein. Die Wellen, die von beiden Steinen erzeugt werden, treffen sich in der Mitte des Teichs und ‚kämpfen‘ miteinander. Es ist, als ob die Wellen miteinander tanzen und dabei ein Muster erzeugen – das nennt man Interferenz. Auch Lichtwellen können sich kreuzen, vermischen und Muster erzeugen. Denk an Regenbögen, Seifenblasen oder farbige Ölflecken auf Wasser, als Beispiele für Licht-Interferenzen.“

Der Künstler montierte in seinen Arbeiten keine Glaskügelchen aneinander, sondern die Werke der Gruppe „Interferenzen“ sind ebenfalls fotografischen Ursprungs: Mit der Kamera hielt er abstrakte, selbst gefertigte Objekte aus unterschiedlichen Positionen und bei verschiedenem Licht fest, die fotografischen Ergebnisse wurden ebenfalls vermischt.

Weiterlesen

Mit Malerei habe ich nichts am Hut…

Caroline Camilla Kreusch in der Kunststation: Lassen wir uns überraschen, was alles in die große Halle der Kunststation hineinschweben wird“, hieß es in der Einladung zur Schau der Künstlerin im Rahmen der Herbst-Ausstellungen. Tatsächlich verblüffte die Künstlerin den Pressebesucher am Tag vor der Vernissage: Sie schwebte mit einer um den Hals zu tragenden Textilskulptur neben ihrem Wandobjekt „Mikrolose Makrowolke“ (Foto). Aber das weiche Gebilde mit Zotteln fand dann doch keinen Platz in der aktuellen Präsentation ihrer Arbeiten.

Diese kleine Begebenheit offenbart bereits viel über die Künstlerin: Sie spielt gerne mit Materialien oder Worten, legt sich nicht fest, freut sich auf Neues und Unbekanntes. Ihre Arbeiten tragen Namen wie „Pistazienrutsche“ oder „Ungekämmte Ereignisse“, doch diese skurrilen Titel weisen selten den Weg zum rationalen Verständnis ihrer Werke. Man kann Kreuschs Arbeiten einfach nur erleben und sich daran erfreuen; oft wirken sie dynamisch und fordern zur musikalischen oder tänzerischen Umschreibung heraus.

Ihr Werk im Hintergrund des Fotos sieht aus wie ein leicht dreidimensionales Objekt, ein „Halbrelief“, weitere solche Arbeiten brachte sie mit nach Kleinsassen. Doch die vermeintlichen Wandskulpturen sind ausgesägte Platten aus dem sehr festen MDF-Holz. Diese gestaltete sie dann sorgfältig weiter mit kräftigen Farben, „die ich wie Baumaterial verwende.“ Dadurch erzielt sie die räumliche Wirkung.

An einer anderen Wand befestigte Kreusch neben ihren Bildern einige Pappskulpturen: „Klimakisten, gold und schief aber dicht“, wie es in deren Titeln heißt. Oder sie breitete edel aussehende, grellfarbige Skulpturen im Raum aus: „Polyeder“, die sich selbst narzisstisch in Spiegeln auf dem Boden betrachten. „Ich bin Bildhauerin und habe nichts mit Malerei zu tun“, erklärt die Künstlerin, die übrigens aus einer äußerst musikalischen Familie stammt. „Meine Werke sollen im Raum wirken.“ Man kann sie zwar einzeln betrachten (und natürlich auch einzeln kaufen), aber in den Ausstellungen setzt sie diese oft sehr unterschiedlich anmutenden Arbeiten in Beziehung zueinander. So entstehen Installationen, die eine eigene fantastische Welt bilden. 

Weiterlesen