Leichen pflastern seinen Weg: Richard III

Ella Späte, die Kulturpreisträgerin des Main-Kinzig-Kreises, entwarf die Komplettausstattung für das sensationell inszenierte Shakespeare’sche Drama „Richard III“ im Theater Plauen-Zwickau. Die bundesweit gefragte Bühnen- und Kostümbildnerin ist Partnerin des Steinauer Theatriums, das in Osthessen durch sein Figurentheater bekannt wurde.

Für „Richard III“, den größten Bösewicht der Theatergeschichte, entwarf sie das Bühnenbild, die Kostüme und Masken, sowie die etwa 50 Puppen und Figuren, die mit den sechs Schauspielerinnen in diesem Stück agieren. Viele ihrer Geschöpfe verkörpern Massenszenen, doch 15 von ihnen haben sogar Namen und Rollen. Ständig stolpern die Akteure über auf der Bühne liegende Gestalten, die von Richard getötete Rivalen symbolisieren. Die Königin trägt eine Latte auf den Schultern, an dem Figuren hängen und manchmal belebt werden. Immer bewusst erkennbar sind die zwei Puppenführerinnen, manchmal treten sie hinter ihre Wesen zurück, oft jedoch verdoppeln sie sichtbar deren Ausdruck. Die großartigen, von Ella Späte entworfenen Kostüme und Masken sind zeitlos schrill oder fantastisch. 

Richard giert nach der Macht und beseitigt brutal alle Verwandten und Widersacher, bis er endlich König wird. Doch auf dem Höhepunkt seiner Ambitionen überfallen ihn Skrupel und Zweifel: Das soll nun alles gewesen sein? Durch Ella Spätes Mitarbeit im Inszenierungsteam wird die letzte Königserzählung Shakespeares zum künstlerischen Bildertheater, das dem ortlosen Text und der gewaltigen Sprache des englischen Dichters gleichberechtigt entgegenwirkt: Daraus entsteht eine aufregende Hochzeit des dramatischen mit dem postdramatischen Theater. 


Zeitgenössisches Figurentheater ist beileibe kein Kindertheater und die brutalen Machenschaften Richards sind nicht auf die Bühne zu bringen: normalerweise finden sie nur in den Fantasien der Zuschauer statt.

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Richard III – die Faszination der düsteren Königsdramen Shakespeares an der Berliner Schaubühne

Seit 2008 ist „Hamlet“ mit Lars Eidinger in der Schaubühne ständig ausverkauft. Auch die Karten für „Richard III“ mit Eidinger sind in diesem Jahr immer sofort vergriffen.

Zu lauter Rock-Musik stürmt eine aufgedrehte Gesellschaft die Bühne, lüsternd begrapschen sich die Akteure. Hinter ihnen hinkt der bucklige Richard (Lars Eidinger) herein und murmelt seinen traurigen Monolog: „Doch ich, zu Possenspielen nicht gemacht / Entstellt, verwahrlost, vor der Zeit gesandt / In diese Welt des Atmens, halb kaum fertig / Gemacht, und zwar so lahm und ungeziemend / Dass Hunde bellen, hink ich wo vorbei…“

Die Bühne ist eine halbrunde Manege, steil erheben sich die Zuschauerränge. Ganz nah ist man den Spielern und wird komplizenhaft in das Geschehen hinein gezogen. Regisseur Thomas Ostermeier ließ dauerhaft Shakespeares „Globe“-Theater nachbauen.

Bald fordert der völlig entblößte Richard von Lady Anne (Jenny König), ihn mit seinem Schwert zu töten, weil er doch ihren Mann ermordete – aber zum Schluss küsst sie ihn. Mit solch eindringlichen Bildern, dann wieder mit Klamauk, wird die Geschichte Richards erzählt, der sämtliche Widersacher aus dem Weg räumte, um Englands König zu werden.

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