Die Frankfurter Oper beendet ihre Spielzeit mit einer außerordentlichen Inszenierung des szenischen Oratoriums „Die Heilige Johanna auf dem Scheiterhaufen“ (Jeanne d’Arc au Bûcher)
Zunächst träumt eine Frau im Himmel, zu den spätromantischen Klängen Claude Debussys („Die Auserwählte“), hoffnungsvoll von ihrem irdischen Geliebten. Sie sehnt sich, hier bald mit ihm vereint zu werden: „All das wird sein, wenn er kommen wird.“
Übergangslos erklingt nun die sphärische Musik des Oratoriums. „Finsternis lag über dem Land“ intoniert der stark erweiterte Chor der Oper, „es war ein Mädchen namens Jeanne.“ In einem Lift schwebt sie aus dem Himmel, der durch eine zweite, gläserne Bühnenebene gebildet wird. Bald schreit und singt der Riesenchor, der sie eben noch hochleben ließ, als aufgehetzter und ihren Tod fordernder Mob: „Hexe“ und „Ketzerin“. „Bin ich das?“, fragt fassungslos Jeanne, verkörpert durch Schauspielerin Johanna Wokalek. In zehn Bildern erinnert sie sich dann an Szenen aus ihrem Leben.
Die großartigen üppigen Tableaus, die fast immer vom gesamten Chor dargestellt und besungen werden, zeigen das Glücksspiel dekadenter Herrscher um Jeannes Leben, wilde heidnische Freudenfeste oder den Empfang ihres siegbringenden Schwertes durch Erzengel Michael. Schauerlich das Tribunal und die angedeuteten Folterszenen auf einem Schrottplatz. Der Vorsitzende des Gerichts ist ein ordinäres Schwein, die vulgären Beisitzenden blöken als Schafe „mäh, mäh.“ Zum Schluss findet die Totgeweihte zu sich und verliert ihre Angst, „Du bist nicht alleine“, ruft eine Stimme vom Firmament.
„Jeanne d’Arc au Bûcher“ ist keine Oper… Weiterlesen