“Mein Weg” – Werkschau des Metallbildhauers Ulrich Barnickel in der Kunststation Kleinsassen (Teil I)

Zum 60. Geburtstag des Metallbildhauers Dr. Ulrich Barnickel widmet ihm die Kunststation Kleinsassen die Ausstellung „Mein Weg“, die sich auf seine Entwicklung in den letzten zehn Jahren konzentriert. Barnickel gehört zu bekanntesten Künstlern Europas, der mit Metall arbeitet.

Manchmal braucht Barnickel martialische Arbeitsgeräte, eine Baggerschaufel oder den Gabelstapler, um große Stahlbleche zu formen. Jedoch empfindet er Eisen nicht als „schweres Material“: „Man muss es halt bearbeiten können“, meint er lakonisch. Das hat er als Autoschlosser und Schmied gelernt, damit begann sein Weg, der ihn auch zum Studium der Metallbildhauerei in die Burg Giebichstein (Halle) führte.

Obwohl er mit der DDR abgeschlossen hat, lobt er seine handwerkliche Ausbildung und, unter anderem, die dort erworbenen Kenntnisse der menschlichen Anatomie im Studium. Immer wieder betont er, dass seine Fähigkeit zur „figurativen Abstraktion“ darin ihre Wurzel habe.

Als der Künstler Mitte der 80er-Jahre im Westen ankam, waren seine kunsthandwerklichen und künstlerischen Arbeiten nicht gefragt, sondern abstrakte und performative Künste… Weiterlesen

„Mein Weg“ – Werkschau des Metallbildhauers Ulrich Barnickel in der Kunststation Kleinsassen (Teil II)

„Weg der Hoffnung“

„Das muss jemand gemacht haben, der sehr religiös ist“, meinte eine Besucherin beim Anblick der 14 Figurengruppen auf dem ehemaligen „Todesstreifen“ der Grenze zur DDR. Tatsächlich bezeichnet sich Barnickel auch als religiösen aber nicht frömmelnden Menschen oder eifrigen Kirchgänger. „Der Weg der Hoffnung“, den der Bildhauer in fast vierjähriger Arbeit bis 2010 neben der Gedenkstätte „Point Alpha“ schuf, ist der vorläufige Höhepunkt seines künstlerischen Wegs: Darin hat er alle formalen und ausdrucksstarken Elemente seiner Kunst vereinigt.

Barnickels Passionsweg benennt die traditionellen Stationen des christlichen Kreuzwegs um, aus „Jesus fällt zum dritten Mal“ wird beispielsweise „Erniedrigung“. Materialzitate verweisen auf den historischen Bezug: Eine Geschosshülse, ein Helm der DDR-Armee, Hammer und Zirkel als Insignien der Macht. „Hier habe ich einen gehörigen Teil meiner eigenen Geschichte und Befindlichkeit eingearbeitet“, sagt der Künstler. Doch trotz der christlichen, zeitgeschichtlichen und persönlichen Bezüge werden die Stationen zu allgemein menschlichen und urreligiösen Archetypen.

„Zentraleuropa ist christlich geprägt“, meint Barnickel, „wir besitzen Werte, nach denen müssen wir nicht suchen. Wir brauchen den Glauben, vor allem an den Menschen und das Gute.“ Ausdrücklich verweist er auf die christlichen Tugenden „Glaube, Liebe, Hoffnung“ als menschliche Grundhaltung. Die „Hoffnung“ steht als offenes Skulpturenensemble am Ende des 1,4 km langen Passionswegs.