Sasha Waltz – neue Stücke 2017

Beim letzten Berliner Tanz-Festival im Spätsommer präsentierte Sasha Waltz nach langer Pause neues Tanztheater: Die Uraufführung ihres Frauenstücks „Women“ sowie die Choreografie „Kreatur“

Eine puschelige „Kreatur“ erscheint auf der fast dunklen Bühne, langsam kommen weitere in Draht versponnene Wesen dazu. In den Kostümskulpturen verbergen sich nackte Tänzerinnen, flüsternd und wispernd nehmen sie Kontakt auf. Plötzlich bewegen sich zwischen ihnen normale Tanzende mit verlangsamten, kaum noch menschlichen Bewegungen. Später rottet sich das Ensemble bei Techno-Beat zusammen, manche brechen aus den kollektiven Tänzen aus. Sie individualisieren sich mit heftigen Bewegungen, doch schnell kehren sie zurück. In weiteren Szenen frieren sie immerzu in kurzen lebenden Bildern ein – verkörpern Liebe, Zorn, Verzweiflung.

Die Gefühle sind nicht gespielt, eine Rothaarige wird bis zur völligen Erschöpfung gejagt. Die Compagnie mimt keine Dramen, sondern mit fremdartigen Bewegungen und getanzten Erzählfragmenten schafft es eine eigene Wirklichkeit. Zum Ausklang taucht eine düstere stachelige Gestalt auf, bedroht die Tanzenden, scheint aber auch in sich selbst gefangen. Doch das Stück endet skurril – zu gehauchten Liebesschwüren von „Je t’aime“ küssen sich Tänzer oder begrapschen nackte Brüste der Tänzerinnen, die wiederum peitschen Tänzer mit ihren Haaren aus.

In „Women“ geht es natürlich um Frauen, wie der englische Titel nahelegt. In einer entkernten Kirche sitzt das Publikum im Kreis auf dem Boden. 19 Tänzerinnen erkunden weibliche Klischees, zelebrieren später pathetische Frauenrituale, die sogleich wieder durch enthemmte Tänze gebrochen werden. Weiterlesen