Künstlergespräch in der Kunststation

„Klaus Schnei-der macht aus
sei-nen Hai-kus Kunst-Wer-ke
Spra-che wird zur Kunst“

Dies sind holprige, vom Verfasser erdachte Verse im japanischen Haiku-Stil. Haikus sind mittlerweile weltweit verbreitet, immer dreizeilig und bringen vorwiegend mit fünf/sieben/fünf Silben aktuelle Begebenheiten poetisch auf den Punkt. Oft sind sie auch philosophisch aufgeladen.

Der Frankfurter Künstler Klaus Schneider beschäftigt sich mit dem Zusammenhang oder der Differenz von Worten versus Bildender Kunst. In der Studio-Ausstellung „bei licht besehen“ (noch bis zum 7. April), präsentiert er Arbeiten, die das 17-zeilige Silbenschema der Haikus gleichsam in sicht- und fühlbare Kunstwerke transformieren.

Denn Malereien oder Skulpturen sind meist keine Symbole für etwas anderes, sondern als „präsentative Symbolisierungen“ (Susanne Langer) stehen sie für sich selbst. Durch ihre Betrachtung oder beim Anfühlen, kann sich die Bedeutung erschließen. Man muss sie im übertragenen Sinn „bei Licht besehen“, also intensiver wahrnehmen. Die Objekte vermitteln durch Farben, Formen, Strukturen eine unmittelbare, sinnliche und wörtlich: eindrucksvolle Erfahrung. Man kann die Haikus sehen! Gleichzeitig setzt Schneider manche Verse in Blindenschrift auf seine Werke, so dass man sie mit den Fingern fühlen könnte… Übertragen auf Partituren werden sie sogar für Musiker spielbar.

Der Wort- und Sprachkünstler Schneider kommt am 10. März 2024 ab 16 Uhr zum Künstlergespräch nach Kleinsassen, um seine Arbeiten vorzustellen. Die Umsetzung der Haikus in Musik übernimmt am Flügel Nigel Edwards. Der Eintritt zu allen Ausstellungen ist an diesem Tag frei.

Infos
„bei licht besehen“
Studioausstellung in der Kunststation Kleinsassen/Rhön
noch bis zum 7. April 2024
Die weiteren Ausstellung laufen
bis zum 28. April 2024
 www.kunststation-kleinsassen.de

Foto
Blick in die Studioausstellung
© Hanswerner Kruse 

Von Drahtwäldern bis fühlbaren Heikus

Ein Rundgang durch vier neue Ausstellungen in der Kunststation Kleinsassen / Rhön.
Heute geht es französisch zu“, begrüßte die Leiterin des Hauses Monika Ebertowski die vielen Gäste der Vernissage. „Les feuilles mortes“ („Die gestorbenen Blätter“) sang Sopranistin Verena Gass, am Flügel begleitet von Axel Daniel. Später folgten weitere Chansons, die sich auf die Ausstellungen bezogen.

Besonders freute sich darüber das französische Künstlerpaar Anne Eliayan und Christian Pic, das viele eigene Werke aus Arles – der Stadt Vincent van Goghs – mitbrachte. Seit 60 Jahren ist dieser Ort Fuldas Partnerstadt, seit 30 Jahren gibt es den Freundeskreis Arles-Fulda, der jetzt die Verbindung zur Kunststation unterstützt. „What’s the matter“ („Was ist los“) heißt die Schau – und es ist mächtig was los in ihren Räumen. Riesige seltsame Naturbilder empfangen den Besucher – etwa ein grellrotes Band, das sich durch eine wilde steinige Landschaft schlängelt, oder ein Baum der mit rotem Stoff umwickelt ist.

Im kleinen Saal verirren sich Figuren aus gefestigtem Zeitungspapier in Drahtwäldern. Hinter den Skulpturen sind Bildnisse seltsam karger, auf reines weiß reduzierte Bäume zu sehen. Am Ende der Ausstellung kann man Opfer unserer Konsumwelt erleben: sie stehen, wie Gekreuzigte mit ausgebreiteten Armen, auf Bergen von Uhren, Elektrogeräten oder Handys.

Den Objekten des Künstlerpaares liegen oft inszenierte und ausgedruckte Fotografien zugrunde. Diese werden später nachbearbeitet, erneut fotografiert und direkt auf Dibond-Platten gedruckt. So changieren die Werke technisch und ästhetisch zwischen Malerei und Fotografie. Die beiden trennen die Urheberschaft nicht, haben Spaß an der Zusammenarbeit – und das glaubt man ihnen, wenn sie begeistert von ihrem Schaffen erzählen. Zum Beispiel, wie Pic den 40 Kilo schweren Seidenballen durch das Tal schleppte. Das Duo setzt sich immer mit der Umwelt auseinander, sieht kritisch auf menschliche Spuren in der Natur oder ihrer Umgebung. Sie machen keine Öko-Propaganda, sondern die Objekte behalten immer ihren unwägbaren Rest, der uns eigene Assoziationen und Fantasien ermöglicht. Der Austausch von Kunstschaffenden aus dem Fuldaer Raum und Arles soll weiter fortgesetzt werden.

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