Känguru-Chroniken kein Blödelfilm

Ein lebensgroßes Känguru namens Känguru klingelt einige Male an Marc-Uwes Wohnungstür, um alle Zutaten zum Backen eines Pfannkuchens auszuleihen und zieht schließlich ungefragt bei ihm ein. So wie der Kult gewordene Episodenroman „Die Känguru-Chroniken“, beginnt auch der Film, der am 5. März in den Kinos anläuft.

Die millionenfach verkauften Chroniken sind keine Blödelsammlung, sondern politisch-surreale Begebenheiten und Weltbetrachtungen, die vom Regisseur Dani Levy („Alles auf Zucker“) großartig cineastisch umgesetzt werden. Allerdings macht er aus dem Allerlei von Figuren, Orten und Ereignissen eine durchgehend groteske Geschichte. Allem Anschein nach spielt sie in der Wendezeit in Berlin-Kreuzberg. Aber bitte kein Gejammer – das Drehbuch entwickelte der  Regisseur gemeinsam mit dem Autor der Chroniken Marc-Uwe Kling.

Das noch von Eingeborenen bewohnte, aber auch multikulturelle und hausbesetzte Kreuzberg, wird vom rechtspopulistischen Immobilienhai Dwigs (Henry Hübchen mit Föhnfrisur) und seiner skrupellosen Frau Jeanette (Bettina Lamprecht mit reichlich Schwangerbauch) plattgemacht. Beide finanzieren eine Nazi-Partei, deren Prügelbande die letzten Bewohner eines Altbaus, darunter Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) und sein Beuteltier, drangsalieren. Dabei wird schon mal ein typisch Berliner Nacht-Einkaufsladen („Späti“) verwüstet oder aus Versehen Dwigs Porsche zu Schrott gehauen.

Das soziale Leben der Bewohner spielt sich meist in der Kneipe von Herta (Carmen-Maja Antoni) und einem türkischen „Späti“ ab. Wie selbstverständlich bewegt sich, ungezügelt und intellektuell zugleich, das Känguru zwischen ihnen. Mal spielt es das Haustier, mal einen findigen Rechtsanwalt, manchmal gibt es seinem Mitbewohner sogar Tipps, wie der die alleinerziehende Mari (Rosalie Thomass) becircen könnte. Nebenbei: Seine Eltern schenkten dem schüchternen Marc-Uwe zehn Psychoanalyse-Stunden, die er bei einem schrägen Wiener Psychiater absitzt. Aus machtgeiler Bosheit will Dwigs eines der letzten alten Häuser abreißen und darauf einen riesigen Turm bauen. Ohne allzu viel zu verraten kann man sagen, dass ihm das nicht gelingen wird, weil Mari fantastische digitale Kenntnisse besitzt.

Die filmische Umsetzung der Chroniken ist kein linksradikaler Politklamauk und schon gar keine, Burleske zum schenkelklopfenden Ablachen. Es ist eine liebevolle aber reichlich übertriebene Erzählung von denen da oben und den Menschen dort unten. Weiterlesen