Eine Zusammenarbeit von Künstler & Natur

Jens Rausch (45) ist einer der drei Künstler, der seine neuen Arbeiten in der Herbstausstellung der Kunststation in Kleinsassen (Rhön), unter dem eigenen Titel „Echo 2“ präsentiert. Er ist in Fulda aufgewachsen, hat hier studiert und lebt jetzt in Hamburg.  

Bereits im letzten Jahr entsandte ihn die Kunststation – im Rahmen des Via-Regia-Künstleraustausches – ins Schloss Königstein bei Görlitz. Bei der Führung durch die aktuelle Ausstellung deutet Kuratorin Dr. Elisabeth Heil auf die Kreationen „Entkernung“ und „Feldstudie“. „Das sind ältere Arbeiten“, meint sie lächelnd, „doch die sind gerade mal drei Jahre alt.“ Der experimentierfreudige Künstler entwickelte sich rasant weiter und schuf in kurzer Zeit ein gewaltiges Oeuvre. Seine früheren Werke, etwa die Sonnenblumenfelder, wirken beim flüchtigen Hinschauen wie Abbilder. Doch Rausch strebt keine Wiedergabe der Natur an, kreierte noch nie gefällige Landschaften. 

Nun weisen die Oberflächen der Materialbilder häufiger zentimeterdicke Krusten und Belage auf. Immer stärker nutzt er dazu natürliche Substanzen wie Bitumen, Ruß, Asche, Metalloxyde, Kalk oder Steinmehle, die er mit Öl bindet und auf die Leinwände pinselt, schüttet oder fließen lässt. Doch mit diesen Mitteln malt er nicht anstelle von Farbpigmenten, nur gelegentlich nutzt er schwarze oder weiße Farbe „zum Nachschärfen.“ Zufälle und Veränderungen der Stoffe beim Auftragen bestimmen die Tableaus. Reines Eisen oder Kupfer oxidiert und ändert mit der Zeit die Farbe, Bitumen wandelt seinen Zustand. Rausch kann stets nur ahnen und wird immer wieder überrascht, wie sich die Objekte selber (mit-) gestalten. „Ich berge sie aus dem Material“, meint er bescheiden.

Jedoch allemal greift der Künstler ständig ein – kratzt, schabt, verwischt die Oberflächen, nutzt den Schneidbrenner, um Stellen oder Löcher abzusengen oder reißt tiefere Schichten wieder auf. Dann schimmern in neueren Werken auch Zeilen aus Telefonbüchern durch die Risse. Rausch metamorphosiert seine Materialien in natürlichen Prozessen. Kuratorin Heil erklärt, so mache er die Natur zum großen Thema seiner Kunst und bringe dadurch ein tiefes Naturerleben zur Anschauung.

Zwei neue Arbeiten, die jeweils neben einem Fenster hängen, sollen etwas näher betrachtet werden. Das Format der hohen schmalen Fenster entspricht der schlanken Bilderform. Von außen milde hereindringendes Licht verweist auf die Natur und erhellt die wie Baumstämme wirkenden Objekte. Aus dem Tableau „Entwurzelung“ hängt sogar eine echte Wurzel heraus. Im Bildnis „Einblick“ schimmern Adressfragmente eines Telefonbuchs vage durch die aufgerissene Masse. 

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