Mehrfach erhielt der österreichische Filmemacher Michael Haneke (75) in Cannes, auf dem wichtigsten Filmfestival der Welt, die Goldene Palme („Liebe“, „Das weiße Band“). Sein dort in diesem Frühjahr präsentierter Film „Happy End“ kommt nun bundesweit in die Kinos.
Riesige Nahaufnahmen der jungen Ève und des alten Georges, die über ihr Schuldigsein miteinander sprechen: Links das unschuldige, weiche Antlitz der dreizehnjährigen Enkelin, rechts das tief vom Leben gegerbte Gesicht ihres fünfundachtzigjährigen Großvaters. Zwischen beiden ein unscharfer Hintergrund, so unscharf wie die Geschichte des Films, die sich erst nach langer Zeit wie ein Puzzle zusammensetzt. Wie so oft reiht Haneke Episoden und Rückblenden mit harten Schnitten fragmentarisch aneinander.
Bruchstückhaft erfahren wir von den Mitgliedern der großbürgerliche Familie Laurent in Calais und ihren Beziehungen untereinander: Der des Lebens müde Patriarch Georges (Jean-Louis Trintignant) wird bald 85 Jahre alt. Die von ihm gegründete Baufirma steckt in Schwierigkeiten und soll von seiner Tochter Anne (Isabelle Huppert) verkauft werden. Die zwölfjährige Ève (Fantine Harduin), die Tochter aus erster Ehe ihres Bruders Thomas, ist soeben nach dem Tod ihrer Mutter von der Familie aufgenommen worden. Annes rebellischer Sohn Pierre (Franz Rogowski) schleppt zu einem Fest der Hautevolee eine Handvoll Flüchtlinge an und provoziert damit einen Skandal.
Pierre ist zwar das schwarze Schaf der Familie, doch nach und nach stellt sich heraus, dass in der scheinbar heilen Welt alle ihre mehr oder weniger düsteren Geheimnisse hüten. Ève vergiftete nicht nur ihr Meerschweinchen sondern möglicherweise auch ihre Mutter. Drei Jahre lang pflegte Georges seine schwerkranke Frau, bis er sie mit einem Kissen erstickte. Thomas hat trotz Frau und einem neugeborenen Kind eine leidenschaftliche Affäre mit einer Unbekannten. Anne ist heimlich mit dem Anwalt liiert, der die Firma verkaufen soll. Weiterlesen