„Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“ – der Film

Der Schauspieler und Regisseur Charly Hübner hat mit und über die Musikgruppe „Element of Crime“ eine abendfüllende Filmcollage gedreht. Wir sprachen mit ihm und Sven Regner, dem Sänger und Songschreiber der Gruppe, der auch als Autor erfolgreich ist („Herr Lehmann“).

Der Film:
Man sieht den Rücken des Schlagzeugers, dann den Sänger, dessen Stimme die folgenden, schnell geschnittenen Bilder der Stadt vor dem Mauerfall besingt: „Warm sind die Nächte in Berlin.“ Der Filmemacher begleitete die Band bei Konzerten an fünf aufeinanderfolgenden Abenden in der Hauptstadt, an denen sie zunächst in einem Privatclub, dann in immer größeren Locations bis zur Zitadelle Spandau auftraten. Doch daraus hat Charly Hübner keine klassische Musikdoku gemacht, sondern eine komplexe assoziative Bilder- und Infocollage. 

Zusammengeschnitten hat er ein Kaleidoskop von Bildern und Szenen, Songs und Gesprächen, Kommentaren und persönlichen Erinnerungen.  Zunächst kapiert man nur wenig, wenn man die Gruppe nicht kennt, doch am Ende des Films hat man im Kopf ein fantastisches Gemälde der „Element of Crime“, die vor knapp 40 Jahren zusammenfanden. Außerdem kann man der allgemeinen musikalischen Entwicklung jener Jahre nachspüren, sowie Berlin vor und nach dem Mauerfall erleben.

Die zunächst größte Überraschung (für den Autor dieser Zeilen) sind die Texte Sven Regners, der in den 1990er-Jahren – einige Jahre nach dem Ende der Neuen Deutsch Welle – begann auf Deutsch singt. Als ein FAZ-Kommentator ihn als Mischung von Bruce Springsteen und Bob Dylan bezeichnete, kam das damals einem musikalischen Todesurteil gleich, erinnert sich Regner lachend im Film. Seine Texte poetisieren Alltägliches, gleiten dann häufig sanft ins Surreale und Unwirkliche – und halten eine wunderbare Spannung zwischen Melancholie und Ironie: „Ich hab noch irgendwo ein warmes Bier zu steh’n / Du kannst die Blumen damit gießen / Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin.“

Das Gespräch
Hübner erinnert sich im Film und in unserem Gespräch, dass er einst im Osten aufwuchs, „Element of Crime“ hörte und in seiner „Teenager-Not“ dachte: „Wenn man so auf die Welt gucken kann, dann kommt man doch mit ihr zurecht.“

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