Rundgang Kunststation: Bodo Korsig

Man kann die Arbeiten Bodo Korsigs in seiner Schau „Gedankenströme“ ganz unbefangen betrachten, ohne etwas über seine künstlerischen Absichten zu wissen.

Nehmen wir das mächtige Filzobjekt „Escape from Memory“ (Foto) mit den ausgeschnittenen Mustern, den „Cut-outs“ wie man neudeutsch sagt. Die Skulptur, wie er sie nennt, hängt an der weißen Wand der großen Halle und fließt auf dem Boden aus. 

Die Arbeit ist einfach eine schöne aber auch verwirrende Gestaltung – und zugleich bewegend: Sie mutet an wie eine im Bildwerk festgehaltene Klangkomposition, die Tanzlust provoziert. Doch man kann in dem löchrigen – etwa zwei mal vier Meter – großen Gebilde auch skurrile Wesen, grimmige Fluggeister, bedrohliche Gewächse entdecken und sich fragen: Was machen die denn hier miteinander? 

Es überrascht nicht, dass Korsig vor 25 Jahren eigentlich mit großformatigen Holzschnitten bekannt wurde, diese Technik findet sich in seinen „Cut-outs“ wieder. Doch erstaunlicherweise liegen den – scheinbar zunächst einfach zu interpretierenden schwarzen Filz-Objekten – komplexe Überlegungen des Künstlers zugrunde. „Ich stehe hinter Dir und schaue durch dein Gehirn“, spaßt der Künstler mit einem Besucher. Tatsächlich scheinen dessen vergrößerten neuronalen Strukturen wie ein lebendes Bild an die Wand projiziert zu sein: Ein „Windows of the Mind“, ein Fenster des Gehirns, wie die hier besprochene Arbeit früher einmal hieß. 

Dennoch sind Korsigs Werke nicht theoretisch überfrachtet: „Das Leben ist ernst genug“, meint der In New York und Trier lebende Künstler, „es muss auch Spaß machen.“

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Frühjahr in der Kunststation

Beim Rundgang durch die Frühjahrsausstellungen in der Kunststation kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Was für eine unglaubliche Vielfalt an Werken – aus verschiedensten Materialen und mit unterschiedlichsten Techniken – haben vier Kunstschaffende in ihren individuellen Ausstellungen zusammengetragen.

Alle Künstlerinnen und Künstler waren zur Eröffnung anwesend, um mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen.

Peter Mayer zeigt zahlreiche Collagen und Installationen aus Hunderten unterschiedlicher Fundstücke, wie Fahrradschläuchen, verwelkten Pflanzen oder Polaroid-Fotos. Bodo Korsig präsentiert riesige Filzobjekte mit herausgeschnittenen Mustern und Installationen. Sonja Kuprat entführt das Publikum in grellfarbige oder finstere Wolkenlandschaften die zum Träumen anregen. Anette Kramer zeigt in der Studioausstellung ihre gezeichneten Figuren mit gleichen Bewegungen aus unterschiedlichen Perspektiven. 

„Wahrnehmung“, betonte Kuratorin Dr. Elisabeth Heil bei der Vernissage, das sei „ein Wort, das immer wieder in Texten über Kunst, Künstlerinnen und Künstler vorkommt.“ Doch Wahrnehmung ist ein komplexer Prozess, der nicht nur die Sinne anspricht, sondern durch innere und äußere Prozesse beeinflusst wird. Kunstschaffende hinterfragen diese Wahrnehmungsprozesse, spielen, verfremden oder irritieren sie bewusst mit ihren Gestaltungen.

„Fluide Bildwelten“, der Titel von Mayers Collagen macht deutlich, dass die vielen Fundstücke die er miteinander verbindet, Momentaufnahmen seiner Erinnerungen sind. Zu jedem „Teilchen“ erzählt er Geschichten, Feldpostbriefe fand er in einem gekauften Haus, Portland-Zementsäcke brachte er aus Marokko mit. Das klingt spannend, aber man muss es nicht wissen, um sich von den riesigen Werken berühren zu lassen, die einen in seiner Schau zunächst begegnen. Man kann zwar versuchen Mayers Geschichten zu entschlüsseln, doch seine Arbeiten sind keine Ratespiele. Es sind ästhetische Kompositionen, die etwas in uns zum Schwingen bringen. 

Korsigs „Gedankenströme“, so der Titel seiner Installationen und Objekte, liegen komplexe neurologische Phänomene zugrunde – aber auch die muss man nicht nachvollziehen, um die einzelnen Arbeiten auf sich wirken zu lassen.

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