Die Zeitlosigkeit einer exzellenten Truppe: Manfred Mann’s Earth Band in Fulda

Das charakteristische, manchmal geradezu heulende Keyboard. Heftige Riffs auf der Gitarre. Lange Instrumentalphasen. Überraschende Breaks. Die Stimme des Sängers zum in die Knie gehen. Der satte, rockige Sound macht bereits im ersten Stück klar, wohin die Reise gehen wird: „Spirit in the night“, der schon früh von Manfred Mann gecoverte Song Bruce Springsteens, wird von der Earth Band unverkennbar interpretiert.

Beim nächsten Stück kommt der Keyboarder, der die Gruppe vor 45 Jahren gründete und ihm seinen Namen gab, mit einem Umhängeklavier (korrekt dem „Mini Moog“) nach vorn. Der coole, hoch aufgeschossene Sechsundsiebzigjährige liefert sich mit dem Gitarristen Mick Rogers, ebenfalls Mitgründer der Band, gnadenlose instrumentale Duelle. Dann wieder verschmelzen die Klänge der Spielgeräte im Duett, so dass sie sich kaum noch unterscheiden lassen.

Ob frühe eigene Songs oder Coverversionen von Springsteen, T-Rex oder Bob Dylan, immer zelebrieren die Spieler sie als geilen Blues Rock mit Jazzelementen. Wenn man will, kann man ihnen auch das Etikett „Progressive Rock“ der 1970er-Jahre verpassen, das allerdings schon lange seine Trennschärfe verloren hat. Die alten, sehr unterschiedlichen Stücke bekommen durch die Interpretation der Gruppe jedenfalls etwas Geschlossenes und Zeitloses. Sie wirken weder nostalgisch noch peinlich, wie die frühen Ausflüge der Combo in die Popmusik.

Manfred Mann’s Earth Band ist eine exzellente Livekapelle, die es durchaus verdient hätte, noch größere Hallen zu bespielen. Doch die von ihnen in der Fuldaer Orangerie geschaffene Club-Atmosphäre mit einigen hundert Besuchern ist natürlich höchst angenehm… Weiterlesen

Ulla Meinecke in Ost-Hessen – ein Gespräch mit der Sängerin

 

Die Sängerin Ulla Meinecke gastiert mit ihrem Programm „Wir waren mit dir bei Rigoletto, Boss“ am 12. November um 20.10 Uhr beim KulturWerk-Festival 2016 in Schlüchtern. Zuvor habe ich die Sängerin in Berlin getroffen.

„Du bist die Tänzerin im Sturm / Du bist ein Kind auf dem Eis…“ – in den 1990er Jahren war Ulla Meinecke (62) mit ihren poetischen Songtexten die erfolgreichste deutsche Sängerin. Auch für viele Ost-Hessen war sie die Heldin ihrer Jugend oder des frühen Erwachsenenlebens… Im letzten Jahr kam sie nach Fulda, nun tritt sie beim KulturWerk-Festival in Schlüchtern auf. Das Treffen im Berliner Bergmannkiez ist schwierig, mal kommt die Sängerin eine Stunde zu früh und wir verpassen uns, mal begegnen wir uns, aber sie hat zu wenig Zeit. Der dritte Anlauf gelingt, vielleicht werden wir beide ja eine Fußnote in ihrem Buch „Glanz und Elend der Chaotiker“ werden. Die Musikerin gibt pro Jahr nicht nur bis zu 100 Konzerte sondern schreibt Bücher, Texte für andere Sängerinnen und Sänger („Die Person muss mich künstlerisch interessieren“) und hat auch schon Theater gespielt.

Was erwartet uns bei Deinem Konzert in Schlüchtern?

Es wird musikalisch bestimmt ein ganz toller Abend. Wenn man schon so lange und so viel zusammenspielt wie ich mit den beiden Musikern Ingo York und Reinmar Henschke, dann fliegt einem entweder alles um die Ohren und man trennt sich – oder man wird immer besser. Unsere Konzerte sind dauernd anders, aber es wird oft salzig weil die Träne rinnt – vor Lachen oder vor Rührung. Zwischen den Songs erzähle ich wie überall skurrile Geschichten… Weiterlesen

Guildo Horn rockt Osthessen

Beatmusik statt Schlager / als Moderation blödes Gelaber

Guildo Horn schaffte es mit seiner Gesangsdarbietung „Guildo hat euch lieb“, vor gut zwanzig Jahren beim European Song Contest, auf den siebten Platz. Danach wurde es stiller um ihn, doch eine kleine Fangemeinde vergaß ihn nie. Am Wochenende trat er mit seiner Gruppe „Die Orthopädischen Strümpfe“ in Schlüchtern auf.

Tick-tick-tick! Rums! Rums! Schwere Gitarren-Riffs, dröhnende Bässe, hartes Schlagwerk: Die „Orthopädischen Strümpfe“ fetzen los, wie eine frühe Beatband, die Musikanten posieren lustvoll als wilde Rockstars. „We love Rock ‘n Roll“, die harten Klänge Joan Jetts von 1982, übersetzt Guildo singend mit rauer Stimme: „Ich find’ Schla-ger toll!“

„Griechischer Wein“, „Mendocino“ und weitere betagte deutsche Oldies werden ebenso laut und ruppig dargeboten, obwohl der Sänger doch versprach, er wolle seine Besucher in ein sanftes Land entführen, in dem Milch und Honig flössen und mit ihnen ins „Traumboot der Liebe“ steigen. Aber eigentlich entpuppt sich der Mann, trotz Blödelsprüche in der Moderation und unsäglicher Verkleidung, die er nach und nach ablegt, als ziemlich cooler Rocker. Seine eigensinnigen Coverversionen deutscher Schlager sind keine Persiflagen, wie sie in den 1990er-Jahren Mode waren.

Mit dem teilweise bunt verkleideten Publikum ist „der Meister“, wie ihn die Veranstalter ankündigten, schnell im intensiven Kontakt; er hat es fest im Griff. Der Sänger springt in die Menge, spricht einzelne direkt an: „Du da, mit dem Bart, dich wollen wir hüpfen sehen!“ Enthusiastisch tun die meisten, was sich der singende Turnlehrer von ihnen wünscht, auf der Stelle hüpfen, die Arme schwenken oder in den Himmel recken. Die deutschen Schlagertexte singen alle sowieso lauthals und klatschend mit.

Erstaunlicherweise sind viele Besucher noch nicht so alt, um ständig orthopädische Strümpfe tragen zu müssen. Die Party vereint junge und ältere Fans, die jeden Unsinn mitmachen und ausgelassen über alle Späße lachen. Gute einhundert Minuten lang bietet die Combo harte Beatmusik dar – aber Guildo hat ein sensibles Gespür, wann mal etwas anderes kommen muss. Zu den Rockrhythmen klimpert er auch mal mit Kuhglocken die Melodie von Marianne Rosenbergs, „Er gehört zu mir“, oder entpuppt sich an kleinen Trommeln als unbändiger Percussionist. Weiterlesen

„The Ukulele Orchestra of Great Britain“ in Osthessen

 

In der ausverkauften, völlig überfüllten Nieder-Mooser Kirche war am Sonntag „The Ukulele Orchestra of Great Britain“ zu Gast. Im Rahmen der Sommerkonzerte und des 225. Geburtstags der Orgel, wollten die Veranstalter dem Publikum etwas Besonderes bieten.

Erstaunlicherweise klangen die Instrumente der weltberühmten Kapelle überhaupt nicht schrammelig und gar nicht so exotisch wie erwartet, sondern meist eher wie sehr hoch gespielte Gitarren. Dazu wurden großartige Gesänge angestimmt: Eine der Musikerinnen sang zu Ukulele-Klängen „I’m dancing barfoot“ von Patti Smith, berührend interpretierte die zweite Musikerin einen Song Joni Michels. „Kiss“ von Prince wurde ziemlich schräg und näselnd dargeboten und „Pinball Wizard“ von „The Who“ präsentierte die Gruppe sogar a cappella. Alle die im Konzert zu Gehör gebrachten Songs waren eigentlich keine Cover-Versionen, sondern umgeschriebene, oft solo oder vielstimmig gesungene, sehr eigen-artig vorgetragene Interpretationen. Und natürlich fuhren sie alle in die Beine, gerne hätten wohl manche Besucher im Gotteshaus getanzt.

Einige Stücke wurden als Filmmusik angekündigt, wie das Thema des Italo-Westerns „Spiel mir das Lied vom Tod.“ Der schnell vom Publikum erkannte Titel wurde mit viel Gepfeife, Geschnalze, Gepuste und anderen vokalen Einlagen der Spieler garniert. Gerne wird das Orchester als komödiantische Kapelle angekündigt, aber Musik-Clowns sind die acht britischen Damen und Herren nun wirklich nicht.

Allerdings ist die abwechselnde, ausnahmslos englische Moderation der Instrumentalisten voller Wortspiele und bissigem schwarzen Humor. Gestenreich und doch unterkühlt streiten sie untereinander oder bestaunen theatralisch das Gerede der anderen. Im zweiten Teil des Programms legten sie im Spiel an Komik etwas zu – zeigten pantomimische Einlagen, bei denen sie immer mal „einfroren“ oder mit Tierstimmen quietschten und jaulten. Einer… Weiterlesen