Ein Rundgang durch die Ausstellung „Die Welt ist schön?!“

In der Kunststation Kleinsassen / Rhön ist derzeit die Ausstellung „Die Welt ist schön?!“ zu sehen. 52 Kunstschaffende widmeten sich dieser Frage mit unterschiedlichen Reaktionen und diversen künstlerischen Techniken. 

Bereits der Aufgang zu den Galerieräumen überrascht durch viele gelbe, unregelmäßig angeordnete Klebestreifen. Es ist eine Komposition, die im Dunkeln mit Schwarzlicht leuchtet, doch auch tagsüber irritiert sie die Wahrnehmung der Besucher und stimmt sie auf die Schau ein – siehe Foto oben. Denn etliche der ausgestellten Beiträge sind nicht eindeutig, sie provozieren eigene Assoziationen und entführen in neue Wirklichkeiten.

Beim Rundgang durch die Ausstellung ist die Wirkung einiger großformatiger Bilder überraschend. Größe ist zwar kein Wert an sich, doch manchmal treten einem die Werke quasi auf Augenhöhe gegenüber oder laden zum Eintauchen ein. Etwa in die riesige Ölmalerei „Sickernde Sonnenstrahlen“, in eine Landschaft, die durch das Licht eher abstrakt wirkt.

Spektakuläre, raumgreifende Installationen bilden Schwerpunkte in den Sälen – etwa das papierene Objekt „An manchen Tagen“. Düstere Wolken hängen in der Luft. Ein Stein scheint zu fallen. Durch den Raum treibt ein Wesen. Alles aus Papier mit schwarzem Graphit – man braucht Zeit, um in das Environment einzutauchen. Allmählich lässt sich nachempfinden, wie es der Künstlerin „an manchen Tagen“ geht… auch in einer schönen Welt. Am anderen Ende der Halle die eigenwillige Anordnung zweier größerer Linolschnitte mit uneindeutigen Darstellungen, die sich nur assoziativ erschließen. 

Wer länger verweilt oder wiederkehrt – kann fast übersehene, filigrane Arbeiten entdecken und berührt werden. Dazu gehören kleine, fotografisch und filmisch festgehaltene „Stillleben mit Seifenblasen“ oder „Perlen des Wassers“: Fläschchen mit Miniatur-Videos, in denen kurze Träume aufscheinen. Auch die Serie „Nester“ verzaubert – mit Objekten wie „Luxuriöses Nest“ oder „Kitschiges Nest“. Am Ende das harte, makabre „Asylnest“ aus Stacheldraht.

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Sehnsuchtsorte zum Meditieren – Jaime Sicilia in der Kunststation

Derzeit präsentiert die Kunststation drei Frühjahrsausstellungen, eine davon mit Arbeiten des spanischen Malers Jaime Sicilia unter dem Titel „Licht – Raum – Dimension“. Im großen Saal begegnet man kraftvollen Farbkompositionen: grünen, gelb-goldenen, türkisfarbenen – bis hin zu rein goldenen Öl- oder Acrylbildern auf unterschiedlichem Malgrund. Auf den ersten Blick wirken sie wie malerische Landschaften oder dramatische Naturereignisse.

Aber Sicilia arbeitet nicht nach der Natur, schafft keine Nachahmungen und abstrahiert auch nicht die vorgefundene Realität. Als Abbilder der Wirklichkeit sind seine Werke zu konstruiert, zu symmetrisch – diese Künstlichkeit irritiert, lädt jedoch zum längeren Betrachten ein.
Der kleine Saal nebenan ist ausschließlich mit überwiegend krassroten Bildkompositionen ausgefüllt. Trotz des Lichteinfalls durch zwei schmale Fenster und der strahlend weißen Wände erscheint der Raum wie eine dunkelrote Grotte. Diese traumartige Atmosphäre zieht sofort in den Bann.

Im Gespräch erzählen der Künstler und sein Berliner Galerist von magischen Momenten in der Natur, in denen Menschen gleichsam eins werden mit ihrer Umgebung. Solche Erfahrungen, so Sicilia, versucht er in seinen Arbeiten festzuhalten – damit sie von den Betrachtenden nachempfunden werden können. Man vermisst in seinen Ausstellungsräumen beinahe Meditationskissen, auf denen man länger verweilen und mit den dargestellten Sehnsuchtsorten verschmelzen könnte. Ebenfalls die romantische Trauer über das Verlorene, über einst erlebte, nun verschwundene Augenblicke, ist durch seine Werke spürbar.

Einige dieser Ölbilder nennt der Maler auf Latein „Et in Arcadia ego“, sinngemäß etwas nostalgisch: „Auch ich war in Arkadien“. Bereits in der Antike, später besonders in der Renaissance, galt das griechische Arkadien als Sinnbild eines einfachen, naturverbundenen Lebens. Bis heute steht es für eine utopische Welt des Friedens und der schlichten Schönheit – ein Ort, den wir jedoch hinter uns lassen mussten: „Er ist nunmehr ein Ort der Erinnerung und der Sehnsucht, umweht von Melancholie“, sagte Kuratorin Dr. Elisabeth Heil bei der Vernissage. „Alles hat seine Zeit, jedes Erlebnis. Arkadien – und auch die Schönheit – sind vergänglich.

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„Ausgelöst“

in der neuen Ausstellung im Kunstverein Fulda zeigen drei Gast-Künstlerinnen ihre unterschiedlichen Objekte. 

Bei fantastischem Frühlingswetter wurde am letzten Sonntag die neue Ausstellung des Fuldaer Kunstvereins eröffnet. Die Vernissage fand im Freien statt und begann mit einer Performance der Künstlerin Christiane Gaebert. Auf ein großes weißes Blatt zeichnete und kritzelte sie blitzschnell mit zarten Linien viele angedeutete Gesichter. Vom Band erklangen dazu Gesänge aus den 1920er-Jahren, diverse Geräusche, groteske Töne Neuer Musik, Textfragmenten von Brecht oder Hauser. Einerseits inspirierten die Klänge die Künstlerin bei ihrer intuitiv-dynamischen Gestaltung, andererseits verdichtete sich dadurch ihre Arbeit aber auch zu einer Aufführung für das Publikum.

Nach einiger Zeit begann sie mit verschiedenen Farben Teile des Bildes auszumalen, manche Gesichter mit fetten Farblinien nachzuziehen. Gut eine spannende halbe Stunde später hatte sie ein provisorisches Werk geschaffen, das ihren wesentlich komplexeren Bildern im ersten großen Ausstellungsraum des Kunstvereins ähnelte. Auch bei dem gewaltigen Gemälde „Die Zusammenkunft“ schauen aus dem Hintergrund Menschen zu, während sich eine Äffin und ein Zicklein im Vordergrund annähern. Daneben hängt ein mächtiges Wimmelbild von ihr, mit lauter Gesichtern, gezeichnet mit einer einzigen, durchgehenden Linie. 


Gaeberts Performance war auch eine Demonstration ihrer dynamischen und spontanen Arbeitsweise, in der deutlich wurde, dass sie vielleicht bestimmte Vorstellungen zur Gestaltung im Kopf hat. Dass aber auch die äußere Atmosphäre und die Eigengesetzlichkeit der Farben und Linien das Ergebnis mitbestimmen. Im völligen Kontrast dazu stehen ihre geschnittenen Konstruktionen aus Papier, gleichsam dreidimensionale Scherenschnitte unter Glashauben. Sie wirken wie schwebende bizarre Skulpturen, die einfach geplant und konstruiert werden müssen. 

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„Freiheit und Struktur“ – Hans-Hermann Hacks Malereien in der Kunststation 

Mit dem Jazz-Klassiker „Take Five“ eröffnete Saxophonistin Diana Schmitz die Vernissage der Ausstellung im Café der Kunststation und lockte dann das Publikum mit „Summertime“ ins Studio. Hans-Hermann Hack verzauberte dort die Leute mit seinen gut 20 „sommerlich“ farbfreudigen, ungegenständlichen Malereien.

Er starb vor fünf Jahren nach langer Tätigkeit als Schulleiter in Weyhers (Rhön). Darum war es berührend, dass er nun durch seine Werke im Klassenraum der einstigen Grundschule Kleinsassens präsent wurde. Die Kunststation legt Wert drauf, regionale und internationale Kunstschaffende vorzustellen.

Im kleinen Studio beziehen sich die gut kuratierten Bilder aufeinander, Farben oder Muster setzen sich in der jeweils nächsten Komposition fort. Obwohl auch mal ein blaues Gemälde krass aus der Reihe fällt. Fast unmerklich gehen die Arbeiten von völlig abstrakten Arrangements in erkennbare blütenartige Gebilde über, beinhalten dann ornamentale Formen und wirken am Ende des kleinen Rundgangs technisch und strukturiert. Deshalb heißt die Schau „Freiheit und Struktur“ – sie beinhaltet tatsächlich die ganze Bandbreite des Titels.

Der Künstler (in Hack) entwickelte sich gleichsam von selbst, er beschäftigte sich mit zeitgenössischer Kunst, war auch in der kreativen Szene Fuldas präsent und stellte gelegentlich seine Werke aus. „Er war mehr oder weniger Autodidakt“, meinte Kuratorin Dr. Elisabeth Heil in ihrer Einführung, „aber er hat nichts nachgeahmt und entfaltete seinen eigenen Stil.“ 

Mit – möglicherweise – heftigen und freien Gesten stupste, strich oder kleckste der Künstler die Farben auf den Untergrund, fügte weitere Schichten und Gebilde hinzu, um ein Gleichgewicht der Kolorierungen und Formen zu erreichen. Zuweilen malte er auch strengere geometrische Kreise oder „Räder“ auf die ersten Schichten.

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Simone Distler: Gestische Malerei

In einer der drei neuen Herbstausstellungen der Kunststation in Kleinsassen/Rhön zeigt Simone Distler ihre gestischen Malereien unter dem Titel „Resonanz“. Die häufig expressiven, aber meist nicht farbkräftigen Werke – in Mischtechnik auf Leinwand – sind eigentlich abstrakte Kompositionen.

Distlers Arbeiten bilden nichts ab, sind ungegenständlich, dennoch muten viele an wie unwirtliche wilde Landschaften, vereiste weiße Felsen, schroffe Gebirge, stürmische Meere. Da lässt auch vielleicht der romantische Maler William Turner grüßen. Doch die Künstlerin malt nicht nach der Natur.

Mit mehr oder weniger ungestümen Gesten trägt sie Farben auf die Leinwände auf, es entstehen ungeplante dynamische oder ruhige Spuren und Gebilde. „Die Farbe ereignet sich“, meinte Kuratorin Elisabeth Heil in der Vernissage. Während der Arbeit fragt sich die Künstlerin immer wieder: „Will ich das so haben oder soll ich das Entstandene wieder aufbrechen.“ Sie führt gleichsam „Selbstgespräche“, so nennt sie ihren Arbeitsprozess. 

Beim Malen befindet sich Distler in einem ständigen Zustand der Resonanz auf die Eigengesetzlichkeit der Farbe: sie reagiert, schwingt mit, kommuniziert oder wehrt ab, distanziert sich, ändert. Darum bilden ihre Werke nichts Gegenständliches ab, bewahren jedoch (auch) die Emotionen der Künstlerin. Bei uns Betrachtern können sie ebenfalls Gefühle auslösen, Resonanzen, auch wir können reagieren, mitfühlen und mitschwingen.

Mehr als die Hälfte der 30 ausgestellten Werke sind „ohne Titel“, deshalb werden die Betrachter sowieso auf sich selbst und ihre Fantasien zurückgeworfen. Mitunter gibt die Malerin ihren Schöpfungen nachträglich Titel, etwa wie dem Werk „Ruhe bewahren“ auf unserer Abbildung. Das Gemälde wirkt wie eine Schnee- oder Sandlandschaft von oben. Wir können eine Insel erahnen, denn am Rand ist blaues Wasser. Etwas Düsteres, Fremdes, Unbekanntes senkt sich herab, legt sich auf ein vogelartiges oder anderes belebtes Wesen. Oder hat es bereits teilweise verschlungen. In den oberen Gebilden kann man auch kleine Monster erkennen. Irgendetwas Dramatisches scheint hier zu passieren, aber die Künstlerin rät uns: „Ruhe bewahren!“

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Wunderbar kuratiert

Drei neue Ausstellungen in der Kunststation Kleinsassen

Kaum war in Kleinsassen die Kunstwoche vorbei, begannen bereits am letzten Sonntag in der Kunststation drei neue Ausstellungen. Bewusst hatte die Station die Papierausstellung noch so lange geöffnet und war auch selbst mit Workshops und Aktionen an der Kunstwoche beteiligt.

Die Malerin Simone Distler nennt ihre Ausstellung „Resonanz“. Mit wilden Gesten und heftigen Bewegungen bringt sie ihre vermischte Acrylfarbe auf die Leinwände und schafft darauf ungegenständliche Gebilde. Obwohl abstrahiert, wirken sie dennoch wie ortlose Landschaften, kämpfende Riesenwesen oder Eisgebiete.

Gisela Eichardt begrüßt die Besucher in ihren „Lebensformen“ (Titel) mit Holzskulpturen, einem Zwillingspaar und einer Braut, es sind zwar realistische, aber doch sehr in sich gekehrte Wesen. Sie sehen so aus, als seien sie gerade den Bäumen entsprungen, die sie (an den Wänden) umgeben. Doch rundherum hängen keine Abbilder der Natur, sondern Hoch-Drucke von Natur- und anderen Materialien, die wie eigenartige Bäume und traumhafte Landschaften anmuten. 

Michal Fuchs ist die vielseitige Künstlerin, die sich im letzten Jahr an der documenta-kritischen Ausstellung „Make Friends AND Art“ in der Kunststation beteiligte. Für ihre Installation wurde sie mit dem Jurypreis ausgezeichnet und erhielt dafür ihre Einzelausstellung, die sie „Die Quadratur des Kreises“ nennt. Sie beschäftigt sich intensiv mit Prozessen in der Natur, die sie als Metaphern für gesellschaftliche Entwicklungen wahrnimmt oder die Modelle für menschliches Zusammenleben sein könnten.

Ich werde die Künstlerinnen mit einigem Abstand jeweils einzeln vorstellen. 

Service
Die drei Ausstellungen gehen noch bis zum 17. November 2024. Die Kunststation ist von dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Ab 31. Oktober gelten die reduzierten Winteröffnungszeiten.

Sämtliche Informationen unter www.kunststation-kleinsassen.de

Malereien zwischen Traum und Realität

In seiner Ausstellung „Scrubble“ im Studio der Kunststation in Kleinsassen/Rhön präsentiert Lukasz Huculak Malereien, die zwischen Realität und Traum changieren. Der Stipendiat des Via-Regia-Künstleraustauschs wird vier Wochen lang in Kleinsassen präsent sein, inmitten seiner Werke arbeiten und für Gespräche bereitstehen.

Dort hängen Bilder von undeutlichen, nicht bestimmbaren Räumen oder Landschaften in erdigen und sepiaartigen Farben. In diesen Orten agieren oft amorphe, unwirkliche Figuren, zuweilen in scheinbarer Bewegung. Selten gibt es auf den farblich zurückhaltenden Gemälden kleine bunte Klekse. Mit seinen Darstellungen schafft der Künstler eine abwechslungsreiche Balance zwischen fantasierten und erkennbaren Gebilden, zwischen Abstraktion und Wirklichkeit. Erst beim zweiten, dritten Blick kann man in seinen Gestalten oder in den Bildstrukturen Buchstaben erkennen. 

Deren Bedeutung ist nicht festgelegt. Huculak gibt keine zu lösenden Rätsel auf, auch wenn sich sein Titel „Scrubble“ auf das Wortspiel Scrabble bezieht. Sondern er spielt mit Bildern und Lettern, fordert die Betrachter auf, eigene Assoziationen und Allegorien zu entwickeln. Unter anderem werden die Buchstaben in seinen Werken von ihrer Funktion zur Vermittlung von Informationen befreit. Dadurch erinnern sie an Konkrete Poesie: Wörter und Buchstaben werden aus ihren sprachlichen Zusammenhängen gelöst und treten den Betrachtern „konkret“ gegenüber. In all seinen Arbeiten interessiert sich der Künstler für das Verhältnis von Schrift, Sprache und Bild – auch wissenschaftlich als Kunstprofessor in Breslau/Polen. Darin sieht er eines der wichtigsten Themen der zeitgenössischen Kunst.


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„Kleines ganz groß“

Im Vonderau-Museum präsentiert der Fuldaer Kunstverein seine spannende diesjährige Querschnitts-Ausstellung „Kleines ganz groß“. 52 Kunstschaffende interpretieren mit 102 unterschiedlichen Arbeiten und künstlerischen Medien das Thema.

Besucher stoßen im Eingangsbereich auf eine Wand von 162 eng gehängten, grünen Leinwänden im Format 20 mal 20 Zentimeter. Die von Mitgliedern gefertigten „kleinen Grünen“ sind extrem verschieden – und verweisen damit auf die gestalterische und inhaltliche Vielfältigkeit der folgenden Schau. Doch die Ausstellung ist kein beliebiges Sammelsurium, sondern hervorragend kuratiert.

Ein gewaltiger hölzerner Apfelgriebsch („Apfel“), eine Wiese von Textilcollagen, „kleine Blüten ganz groß“ (Titel) oder textile Spermien, „Einer wird gewinnen“, empfangen humorvoll die Gäste. Die Beatles sind in Grafiken als Käfer verfremdet („Seltene Spezies“), die fette Spinne auf einer Eiswaffel bietet die „Eiskalte Überraschung“. 

Denn im hinteren Bereich der Halle geht es düsterer zu: Edle, aber bedrohlich anmutende phallusartige Keramikgebilde, verweisen auf die aktuelle Diskussion um die Taurus-Raketen („Taurus 300“). Das Gemälde eines Kindersoldaten geißelt: „Statt Lutscher Kalaschnikow“. Gandhi und Hitler in Graphit auf Papier, provozierend nebeneinander gehängt, symbolisieren den „Flügelschlag eines Schmetterlings“. Diese beklemmenden Arbeiten überwältigen nicht mit eindeutigen Botschaften, sondern provozieren Emotionen und Gespräche.


In der ersten Etage gibt es vor den zahlreichen Wandbildern allerlei Skulpturen. Etwa wieder zwei Käfer, („Skarabäus“), riesig und aus diversen Metallen vor verrätselten Fotografien, die Blumen mit Mädchen verweben („fleur François“). Gigantische Pilzobjekte wirken schön aber bedrohlich, denn diese Gewächse sind ja auch fremdartig – und nicht einfach nur „Drei kleine Pilze“.

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„Farbe trifft Holz“ 


Drei unterschiedliche Kunstschaffende in der aktuellen Ausstellung des Kunstvereins Fulda

Zu Beginn des Rundgangs trifft man auf die „Vier Jahreszeiten“ der Holzbildhauerin Ines Britz. Mit ihrer Installation konfrontiert sie den Besucher direkt mit dem Ausstellungsthema „Farbe trifft Holz“: In drehbare Scheite hat sie, wie bei Holzschnitten, Gesichter eingekerbt und mit Acryl übergewalzt. So entstanden vier Porträts, die für die unterschiedlichen Jahreszeiten stehen. 

Drumherum an den Wänden hängen riesige, farbkräftige Acrylbilder von Jan Döhrer, die man sogleich als Landschaften interpretieren möchte. Doch warum sind sie an den Rändern so ausgefranst oder verwischt? Sind das reale Destruktionen der Gemälde durch Witterung und Verfall oder sind es künstlerische Gestaltungen? Verweisen die Werke auf den Klimawandel oder haben die Übermalungen eine rein ästhetische Funktion? Die irritierenden Gemälde sind keine Ratespiele, vielmehr spielen mit den Wahrnehmungen und Fantasien des Betrachters. 

Andere Bilder des Künstlers sind zentimeterdick mit kräftigen Farben gespachtelt. Diese Farben greifen in den Raum, grapschen nach dem Besucher. Und natürlich kann man auf den Objekten wieder Landschaften sehen: die Natur, die sich ihre Welt zurückholt, mit loderndem Feuer, verbrennender Sonne oder geilem Grün.

Beim Weitergehen sind andere überraschende Arbeiten von Iris Britz zu sehen: In einer Holz- und Eiseninstallation scheinen sich zwei weiß übermalte Figuren zu trennen. Eine Frau schaut einem Mann nach, der gramgebeugt durch eine Tür getreten ist. Man will in die Figuren hineinspüren, ihre Haltungen nachahmen, ihre Erzählung verstehen. Rein formal setzen sich die strengen Linien der Eisenkonstruktion dahinter in den Fenstern und Heizkörpern fort. Ein hervorragender Ort – eigentlich ein Nicht-Ort – in dem „Hin und weg“ (Titel) passiert. 

Die Werke in den hinteren zwei Räumen sind dem 2020 gestorbenen Künstler Ronald Johnson aus Franken gewidmet. Im ersten hängen wilde, scheinbar abstrahierte Kompositionen mit kräftigen Farben, in denen man jedoch (nicht nur als Mann) weibliche Figuren oder Formen erkennen kann. Auch sie sind oft lediglich nummeriert, ohne wegweisende Titel. 

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In Vielfalt vereint – Studioausstellung EuropArt 

KLEINSASSEN von Hanswerner Kruse 

Anlässlich der nahenden Europawahl zeigt das Vonderau Museum die Fotoschau „Europa, Fulda und Ich“. Die Kunststation beteiligt sich am Thema mit ihrer Studioausstellung EuropArt.

Eine Mutter und ihr Kind schweben zwischen Traum und Wirklichkeit. Surreale Gestalten schaffen eine eigenartige Landschaft. Der Mann malt sich die Welt zurecht. Farbenfrohe abstrakte Kompositionen regen die Fantasien an. Sehr unterschiedliche Bilder in verschiedenen Stilen und mit diversen künstlerischen Mitteln hergestellt, sind derzeit im Studio der Kunststation zu sehen. 

Doch man erlebt hier kein beliebiges Sammelsurium vieler Kunstschaffender, sondern die Gemälde, Collagen und Zeichnungen sind von Kuratorin Elisabeth Heil so ausgewählt, dass sie harmonieren oder Kontraste bilden. Das sich einstellende Gefühl ist tatsächlich: „In Vielfalt vereint!“ Genau das will die Schau hervorrufen, denn jedes Objekt steht symbolisch für ein anderes europäisches Land. Fast alle EU-Staaten und einige Beitrittskandidaten sind dadurch hier vertreten.

Die große Überraschung: Alle Arbeiten sind aus der Artothek des Hauses, sie sind von europäischen Kunstschaffenden gestaltet und hier in den letzten Jahrzehnten ausgestellt worden. Die Station hat diese Objekte angekauft, sie können ausgeliehen oder erworben werden. Es sind nicht nur Einzelausstellungen, auf welche die Werke verweisen, sondern einige sind auch vor Ort in Austauschprogrammen entstanden. Etwa das verrätselte Bild der Finnin Milia Änäkkälä, in dem tatsächlich der Kleinsassener Kirchturm zu erkennen ist (Foto oben). 

Zur Schau „Zehn aus Wien“ reisten österreichische Kunst-Professoren und Meisterschüler an. Der Überblick europäischer Sinti-und Romakünstler ging anschließend um die Welt. Regelmäßig sind Stipendiaten der Via Regia hier zu Gast, das also per se ein europäisches Projekt ist. Denn die Via Regia verband schon sehr früh kulturell diverse Länder unseres Kontinents.

„Durch die ästhetische Vielfalt dieser Ausstellung, wird auch das europäische Profil der Kunststation deutlich“, freut sich Leiterin Monika Ebertowski im Gespräch.

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