In der aktuellen Ausstellung machen 18 renommierte Kunstschaffende die Bedeutung von Papier in der zeitgenössischen Kunst erfahrbar. Ausdrücklich geht es nicht um Papier als Bildträger oder um die Verbindung mit anderen Stoffen wie Holz oder Glas. Den Rundgang beginnt man im Entree zur Halle 1, denn hier wird rasch die Spannweite sichtbar, was künstlerisch mit und aus dem Material gestaltet werden kann:

Entspannt begrüßen einen zwei Buddhas, die aus zusammen gepressten Katalogen herausgearbeitet wurden, es sind bildhauerische Objekte aus recyceltem Papier.
Eine lilafarbene Porträtskulptur aus geknuddeltem Japanpapier stellt die Künstlerin „Marina Abramowić“ dar. Die moderne Variante eines Scherenschnitts ist der „Wald 2“, mit mehreren Silhouetten übereinander in einem verglasten Kastenrahmen. Lediglich aus nur einem Aquarellkarton wurde der halbreliefartige „Treppenstreifen“ geknickt und gefaltet.
Hinter dem Eingangsbereich hängen zarte Zeichnungen mit Nadelstichen auf Papier oder weiße, aus Baumwolle oder Leinen geschöpfte Blätter mit winzigen bewussten Fehlern. Die Arbeiten sind derartig subtil, dass zunächst kaum erkennbar ist, was sie bedeuten. Doch dann folgen riesige Werke aus farbigem Papier auf andersfarbigem Papier, in Originalgröße von erkennbaren Dingen, ein „Porsche“ oder die „Gelbe Tonne“. Die realistischen – man darf sagen – Installationen, kontrastieren mit den konstruktiven Gebilden an der gegenüberliegenden Wand. Es sind Spiele mit den Möglichkeiten des Materials, sie symbolisieren nichts. Sie beinhalten allerdings „kubistisch“ anmutende, geometrische Formen der Alltagsgegenstände von gegenüber, wie die Reifen des Autos.
Im Nebenraum sind etliche dreidimensionale Fantasiewesen „Ohne Titel“ aus geschöpftem Papier, Farbpigmenten und Beize arrangiert. Auch diese fantastischen, zum Träumen anregende Figuren werden konfrontiert mit extrem strengen, offensichtlich mathematisch berechneten Schnittzeichnungen.



